In mehreren italienischen Städten kam es in den letzten Tagen zu Großkundgebungen von Studierenden und SchülerInnen gegen die geplanten Einsparungen im Bildungssektor . Trotz heftiger Proteste gegen seine umstrittene Schulreform beharrt der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi aber auf seinem harten Kurs. Der Premierminister warf der Linken vor, aus politischen Gründen den Protest der Studenten und Schüler anzufachen, die in den letzten Tagen mehrere Schulen und Universitäten besetzt hatten.

Berlusconi gibt sich ebenso kämpferisch wie die Studierenden. "Die Linke hat niemals vernünftige Vorschläge vorgelegt. Ich arbeite weiter für die Umsetzung meines Programms. Mit dieser Linken gibt es keine Dialogmöglichkeit. Es kann mit Personen, die mich als Diktator bezeichnen, keinen Dialog geben", sagte Berlusconi nach Angaben italienischer Medien vom Freitag.

Berlusconi hatte diese Woche mit dem Einsatz der Polizei gedroht, sollten die Demonstranten weiterhin Schulen und Universitäten belagern. "Der Staat muss das Recht der Jugendlichen verteidigen, Schulen und Universitäten zu besuchen", bekräftigte der Ministerpräsident seine Ansicht, die in der Opposition eine Welle des Protests ausgelöst hatte.

Unterrichtsministerin Mariastella Gelmini, Verfasserin der umstrittenen Reform, die die Streichung von 133.000 Jobs im Schulwesen vorsieht, erklärte, sie wolle die Vertreter der Studentenverbände treffen, um ihnen den Inhalt der Reform vorzustellen. "Ich will den Dialog nur unter der Bedingung fördern, dass man über Fakten diskutiert", sagte die Ministerin.

Viele universitäre Einrichtungen blieben in diesen Tagen aufgrund der Proteste geschlossen - andere wiederum wurden besetzt. Laut Innenministerium sollen bisher 300 Demonstrationen stattgefunden haben.

Eine Vorlesung der anderen Art: mitten auf dem Piazza Farnese in Rom fand eine Lehrveranstaltung der Ingenieurwissenschaft statt. Vor dem italienischen Parlament wurden ebenfalls Vorlesungen abgehalten.

"Ich stehe nicht zum Verkauf", haben sich diese zwei Studentinnen auf die Wangen geschrieben. Auf youtube finden sich mittlerweile mehrere tausend Videoclips der Demonstrationen.

Bild nicht mehr verfügbar.

"Beata Ignoranza" - Ein Heiligen-Bild der Unterrichtsministerin Mariastella Gelmini soll deutlich machen, was Studierende von ihrer Politik halten.

Für den 30. Oktober kündigten die großen italienischen Gewerkschaften einen Generalstreik und weitere Kundgebungen gegen die Schulreform an. Auch für Samstag ist eine Großdemonstration der oppositionellen Demokratischen Partei gegen die Regierung geplant. (APA/edt)

Foto: APA/EPA/Peri