Paris - Frankreichs Bildungsminister Luc Ferry hat angekündigt, dass er zur Bekämpfung der "Banalisierung des Antisemitismus" in den Schulen eigene "Überwachungsgruppen" einführen will. "Es ist eine wirkliche Gefahr, umso mehr, als der Antisemitismus heute von einer neuen Art ist, der einen eher akzeptablen Ursprung hat als die extreme Rechte oder das arabisch-islamische Milieu", erklärte Ferry am Donnerstag im Hörfunk RTL.

Auschluss der SchülerInnen mögliche Folge

In einer Aussprache mit verschiedenen Schuldirektoren habe Ferry am gestrigen Mittwoch erfahren, dass antijüdische Beschimpfungen in vielen Fällen zum Alltag gehörten. "Man hat mir erklärt, dass 'dreckiger Jude' heute ein banales Synonym für 'dummes Arschloch' ist", betonte der Bildungsminister und fügte hinzu: "Angesichts dieser rassistischen Akte können wir Sanktionen ergreifen, die bis zum Ausschluss der Schüler führen oder gar Anzeige erstatten. Aber man muss den Direktoren auch dabei helfen, die Dinge zu erklären, das Prinzip des Respektes beizubringen."

Religiöse Kennzeichen nicht erwünscht

Daher wird nun im Bildungsministerium selbst und in jedem Schulrektorat eine eigene "Überwachungs- und Aktionsgruppe" eingesetzt, der die Schuldirektoren in Fragen Antisemitismus und Rassismus beraten soll. Ferry warnte auch vor "einer Versuchung, die aus dem Milieu der Globalisierungsgegner oder Umweltschützer kommt, die im Namen eines vollkommenen Respekts der Vielfalt die Integration ablehnen und alles tolerieren". Der Minister rief die Schüler weiters dazu auf, beim Unterricht keine religiösen Kennzeichen zu tragen. "Hört auf mit den Kreuzen, der Kippa (Kopfbedeckung der orthodoxen Juden), den Kopftüchern, hört auf mit dem Spiel", so Ferry. (APA)