Joachim Hainzl vor einem der von ihm initiierten Plakate.

Foto: Leodolter

"Religionsfreiheit ist mir heilig". Gezeichnet: Susanne Winter. Oder: "Ja zur kulturellen Vielfalt, nein zu Rassismus und Ausländerfeindlichkeit". Ebenfalls gezeichnet von: Dr. Susanne Winter. Wenn man dieser Tage durch die steirische Hauptstadt Graz wandert, drängen sich einem ob der dortigen Plakate zwei Fragen auf. Erstens: Hat der drohende Prozess wegen Verhetzung, dem sich die Grazer FPÖ-Gemeinderätin Susanne Winter in Kürze stellen muss, bei ihr einen Gesinnungswandel bewirkt? Ist aber wenig wahrscheinlich. Deshalb zweitens: Was steckt da dahinter? Tatsächlich haben die Plakate und deren Unterstützerin nichts mit der Politikerin Susanne Winter zu tun, die im Jänner dadurch auffiel, dass sie den Propheten Mohammed als "Feldherren" beizeichnete, der im heutigen System ein "Kinderschänder" wäre.

"Feine Ironie"

Mittels eines einfachen Tricks hat sich der Aktionist Joachim Hainzl im Rahmen des Steirischen Herbst-Projekts "Winter im Herbst" das Copyright des Namens zu eigen gemacht. Er schrieb alle Susanne Winters des Landes an und bat sie darum, ihren Namen für die Grazer Kampagne gegen Rassismus und Intoleranz herzugeben. Zwei wollten die rassistischen Aussagen ihrer Namensvetterin nicht unwidersprochen hinnehmen und sagten ihm zu: eine aus Salzburg und eine aus München. Gemeinsam kreierten sie die Slogans, die jetzt noch bis zum 26. Oktober in Form von fünf Großplakaten und zehn Dreiecksständern in Graz hängen. Winter, die mit Beginn der neuen Legislaturperiode als Nationalratsabgeordnete ins Parlament einzieht, wird derartiges nicht zum Nachdenken bringen. Ihre Wähler vielleicht schon. Und Hainzl ist schon jetzt zufrieden. "Das Projekt hat gezeigt, dass es möglich ist, auch mit feiner Ironie, sich den öffentlichen Raum wieder ein wenig anzueignen", sagt er in einem Interview mit der Tageszeitung (TAZ). (saju, derStandard.at, 23.10.2008)