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Handynutzer, und nicht nur exzentrische wie dieser Mann aus der Demokratenhochburg San Francisco, sind mehrheitlich Barack Obamas Klientel. Die Demoskopen fürchten, das könnte zu Fehlschlüssen aus ihren Umfragen führen.

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Washington/Wien - Im Match um die Umfragenhoheit im US-Wahlkampf behält Barack Obama weiterhin die Oberhand. Der Demokrat liegt in den Befragungen der jüngsten Tage zwischen fünf und 14 Punkten vorn. Kumuliert, errechnete die Website realclearpolitics.com, hat der republikanische Kandidat John McCain 7,4 Prozentpunkte Rückstand auf Obama. Decken sich die Zahlen mit der Realität käme der Demokrat auf 286 Wahlmännerstimmen, McCain auf 160. Um zum US-Präsidenten gewählt zu werden, braucht ein Kandidat 270 Mitglieder des Elektorenkomitees.

CNN meldete indes, dass der Republikaner nach Michigan den Kampf um einige weitere "Battleground States" aufgegeben habe. McCains Lager habe eingeräumt, dass die bei den letzten Wahlen noch den Republikanern zugerechneten Bundesstaaten Iowa und Colorado an die Demokraten verloren seien. Diese erhielten zudem positive Daten aus einzelnen wichtigen Bezirken in anderen umkämpften Regionen: Im Washoe County (Reno, Nevada) und im Wake County (Raleigh, North Carolina) hat Obama ebenfalls einen großen Vorsprung. In beiden Bezirke holte George W. Bush 2000 und 2004 noch deutliche Mehrheiten.

Trotz aller positiven Meldungen für Obama: Neben der Frage einer möglichen rassistischen Verzerrung zwischen Umfrage- und Wahldaten zuungunsten Obamas steht auch ein anderes methodisches Problem der Meinungsforscher im Raum. Für die Telefonumfragen werden zunehmend Haushalte befragt, in denen nur Handys benutzt werden. Das kann zu Missinterpretationen führen.
Das Pew Research Institute stellte erst Ende September in seinen Studien fest, dass es signifikante Unterschiede zwischen den Antworten von Befragten am Festnetz und jenen an Mobiltelefonen gibt. Der demokratische Senator hatte deutliche Vorteile unter den jüngeren, eher hispanischen und ärmeren Handynutzern. Allerdings gingen diese weniger oft zur Wahl.

Die meisten führenden Meinungsforschungsinstitute erklärten, sie hätten ihre Befragungsmodelle nach diesem Unsicherheitsfaktor ausgerichtet. Der Demoskop John Zogby sprach sich zuletzt allerdings dafür aus, Handynutzer ganz von Umfragen auszuschließen: „Wenn sie jemanden in einem überfüllten Bus anrufen, wird er ihnen keine ehrliche Antwort geben", schrieb er im September.

Teure Kleider für Palin

In die Schlagzeilen gerieten die Republikaner indes, weil sie gut 100.000 Dollar in Luxuskleidung für Vizekandidatin Sarah Palin investiert haben. Unter Berufung auf Unterlagen der Wahlkampagne berichtete politico.com, in Boutiquen in St. Louis, New York und Minneapolis seien rund 125.000 Dollar (98.000 Euro) ausgegeben worden. Es sei immer geplant gewesen, die Kleider nach dem Wahlkampf für Wohltätigkeitszwecke zu spenden, rechtfertigte sich das republikanische Wahlkampfbüro. (pra/ DER STANDARD Printausgabe, 23.10.2008)