Eine Werbekampagne, um mehr Migranten die Ausbildung schmackhaft zu machen, gab von Seiten der Polzei schon. Vielleicht jetzt auch bald für den Schulbereich?

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Wien - Mehr Lehrer mit Migrationshintergrund sind nach Ansicht der Österreichischen Lehrer/innen Initiative - Unabhängige GewerkschafterInnen (ÖLI-UG) in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) notwendig. Während es die Polizei mit gezielten Werbemaßnahmen geschafft habe, junge Migranten in die Ausbildung zu bringen, gebe es an den Schulen noch kaum Pädagogen, die Türkisch, Serbisch oder Kroatisch sprechen können, kritisierte ÖLI-UG-Sprecher Reinhart Sellner am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Durch gezielte Förderungen wie Stipendien oder positive Diskriminierung sollte das geändert werden, nicht nur für eine bessere Integration, sondern auch, um den sich abzeichnenden Lehrermangel zu begegnen.

Keine Änderungen in 15 Jahren

Die Koalitionsverhandlungen im Bildungsbereich finden nach Ansicht der unabhängigen Gewerkschafter auf der "Baustelle Schulreform" statt. "Egal zu welchem Problem man greift, man ist sofort beim nächsten", erklärte Sellner. In den vergangenen 15 Jahren habe sich nichts geändert "außer Einsparungen und Stundenkürzungen". Als eines der Grundprobleme erachten die Personalvertreter die "in Europa einzigartige" Lehrerausbildung - getrennt in Pädagogische Hochschulen (PH) für Pflichtschullehrer und Universitäten für AHS-Lehrer. Für Sellner müssten die PH in die Unis integriert werden und alle Pädagogen in einem gemeinsamen Grundlagenstudium ausgebildet werden. "Das ist Voraussetzung für weitere Schulreformen."

An den AHS, wo auch Sellner unterrichtet, habe sich in den vergangenen Jahren viel verändert, wobei auch gesellschaftliche Entwicklungen, wie Migration, sozialer und familiärer Wandel, spürbar würden. "Die Schule ist mittlerweile der einzige Ort, an dem Kinder sozial lernen können, wo Integration stattfindet", so Sellner. Dies führe aber auch zu einem "großen Maß an Überforderung". Notwendig sei daher ein "Gesamtschulmodell mit starkem Personaleinsatz". Dabei gehe es nicht nur um Lehrer, sondern auch um die notwendige Unterstützung durch Sozialarbeiter, Psychologen, Psychagogen, etc.

Fast keine AHS bei Modellversuchen

Die Modelle zur "Neuen Mittelschule" sehen die unabhängigen Gewerkschafter positiv, ihre Anzahl sollte aber nicht beschränkt und die Finanzierung längerfristig sichergestellt werden. Kritisch gesehen wird die Tatsache, dass kaum AHS an den Modellversuchen teilnehmen - was die ÖLI-UG vor allem auf die "Boykott-Haltung" der AHS-Lehrergewerkschaft "unter Führung der VP-Fraktion" (Fraktion Christlicher Gewerkschafter) zurückführt. Bei aller Zustimmung zur "Neuen Mittelschule" bestehe aber auch die Angst, dass der Rest der Schulen "ausgehungert" wird. "Wir müssen aufpassen, dass auch die anderen Schulen ihr Niveau halten bzw. verbessern können", sagte Gabriele Bogdan.

Sellner ist aber zuversichtlich, dass "nach der Finanzkrise der Sparwahn relativiert ist". Wenn den Banken Milliarden zur Verfügung gestellt werden, ist er optimistisch, dass auch für das Bildungssystem mehr Geld da ist. "Ich glaube, es bewegt sich was", meinte der Gewerkschafter, wobei er das "Problem bei den Regierungsverhandlungen in der Person Fritz Neugebauer" sieht. Man habe den Beamtengewerkschafts-Chef und VP-Abgeordneten schon mehrfach aufgefordert, sein politisches Mandat zurückzulegen, weil er als VP-Mandatar gegen Gewerkschaftsbeschlüsse stimme. (APA)