Bild nicht mehr verfügbar.

Banker Karl Petrikovics wurde aus allen Ämtern gedrängt.

Foto: APA/Fohringer

Karl Petrikovics, einst gefeierter Immobilien- und Bankmanager, steht vor den Trümmern seiner Karriere. Im Sommer musste der 54-Jährige als Chef der Constantia Privatbank weichen, Anfang Oktober nahm er als Boss der Immofinanz-Gruppe den Hut, und gestern trat er als Aufsichtsratschef der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) ab. Zu schnell, zu riskant und zu ehrgeizig war er die letzten 20 Jahre unterwegs. Zunächst hat er viel Geld mit Immobilien verdient, zum Schluss sehr viel damit verloren. Mittlerweile ermittelt auch die Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen Bilanzmanipulation.

Petrikovics war Workaholic in Reinkultur, der kein Leben neben dem Job hatte. Einer, der 140 Nächte im Jahr in Hotels verbrachte und 850.000 Flugmeilen sammelte (womit er zu den handverlesenen HON-Circle-Kunden gehört), der täglich um fünf Uhr aufstand und um Mitternacht zu Bett ging. Im Sommer war Petrikovics mitunter um sechs Uhr morgens im Golfklub Himberg anzutreffen.

Ausgestattet ist er mit sechs Handys, wovon er drei immer bei sich trägt. Schließlich sind Manager in seiner Definition "wie Söldner, wir arbeiten für jeden, der uns bezahlt": immer rastlos, am Rande der Selbstaufgabe. Selbst bei den Terroranschlägen im September 2001 war er an einem der Schauplätze in Washington. Aber selbst das konnte ihm keine Flugangst einflößen, ist er doch selbst im Dezember 1991 nach einem Pilotenfehler mit einem Privatflieger in Schwechat abgestürzt. Während andere Mitreisende sich von dem Schock jahrelang nicht erholten, saß Petrikovics zwei Tage später wieder in einem Flieger.

Der Sohn eines Sparkassendirektors lehnte es ab, mit Chauffeur zu fahren, weil er niemanden verträgt, auf den er angewiesen ist. Mit Chauffeur könne man nicht ungestört telefonieren, da habe man Mithörer und Mitwisser, sagte er. Schließlich habe er aus seiner Zeit bei der Creditanstalt eines gelernt: Nirgendwo erfährt man mehr Interna als am Tisch der Chauffeure.

Studiert hat er Jus und Betriebswirtschaft, war vier Jahre Berater bei Arthur Andersen und nach einjährigem Zwischenspiel in einem Großhandelsbetrieb ("Die Firma hat meine Tätigkeit nicht überlebt"), begann er 1985 bei der CA-Tochter M. A. I. L., wo er vermögende Privatanleger mit steueroptimierten "Bauherrenmodellen" hart an der Schmerzgrenze der Finanz vorbei versorgte. 1990 wechselte er in den Vorstand der Constantia Privatbank und begann parallel die Immofinanz aufzubauen. Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.10.2008)