Er war ein schwieriger Zeitgenosse, auch für seine Freunde; er war Wagnerianer, was zu seiner Zeit hieß, sich mit Brahms anlegen zu müssen. Dieser hatte Hugo Wolf allerdings, nach Begutachtung mancher Stücke, geraten, noch tüchtig zu lernen, was ihm Wolf übel nahm und als Musikkritiker so pointiert wie gehässig spüren ließ.
Wolfs Könnerschaft äußerte sich in kleinen Gesamtkunstwerken, Liedern, die er schubweise in Phasen des rauschhaften Komponierens schuf. Texte waren von zentraler Bedeutung. Der Klavierpart war bis zum äußersten verfeinert und alles andere als obligate Begleitung.
Vor hundert Jahren ist er gestorben, und daran erinnert diese 7-CD-Wiederveröffentlichung von Meisterinterpret Dietrich Fischer-Dieskau. Klare Diktion. Schlanker, aber facettenreicher Ausdruck. Es zahlt sich aus, den Sänger in die 50er-Jahre zu begleiten. (DER STANDARD, Printausgabe, 28.2.2003)