(Die Unfallstelle bei Lambichl im Schein zahlreicher Kerzen. Nebel. Drei schattenhafte Gestalten. Ein wenig abseits zwei Reporter, in ihre Notizblöcke schreibend.)

ERSTE GESTALT: O Not! O schwere Not!

ZWEITE GESTALT: Der Unersetzliche, dahin!

DRITTE GESTALT: Für immer fort der allezeit Präsente!

ERSTE GESTALT: Was mag nun werden?

ZWEITE GESTALT: Sind wir noch?

DRITTE GESTALT: Ist noch Existenz für uns ohne die seine?

ERSTE GESTALT: Auch wenn wir seine Ansichten nur selten teilten ...

ZWEITE GESTALT: Verurteilten sein Wort ...

DRITTE GESTALT: Bekämpften seine Taten ...

ALLE: Er war doch da für uns, war immer für uns da.

ERSTE GESTALT: Und nun dahin, dahin ...

ZWEITE GESTALT: O welch Tragödie!

DRITTE GESTALT: Nein, es ist mehr! Die Erde bebt! Ein Sternverlosch!

ERSTE GESTALT: O Phaeton! O Phaethon! Vom Himmel fiel

die Sonne!

ZWEITE GESTALT: Ein Lebensmensch, dahin!

DRITTE GESTALT: Ein Lebensmensch, oja, auch meiner!

ERSTE GESTALT: Mein Lebensmensch!

ALLE: Dahin, dahin, dahin! (Sie jammern und wehklagen.)

ERSTER REPORTER: Zutiefst bewegend, die aufrichtige Trauer und Betroffenheit der Bevölkerung von Kärnten.

ZWEITER REPORTER: Bevölkerung von Kärnten? Bitt dich, das ist "News"!

(Vorhang)

(Antonio Fian/DER STANDARD, Printausgabe, 17.10.2008)