40 Millionen Euro wurden für die Kulissenbauten beim Riesenrad ausgegeben - für die Hälfte des Betrags kommt die Stadt auf.

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Wien - Eineinhalb Monate ermittelte die Polizei bisher inSachen Pratervorplatz, vor wenigen Tagen landete der Bericht bei der Wiener Staatsanwaltschaft. Die zuständige Staatsanwältin wird sich in den nächsten Wochen durch gut 1000 Seiten arbeiten müssen, um zu entscheiden, ob in der Causa weiter ermittelt wird. Neben den Wiener Grünen haben auch Unternehmer, die mit der Errichtung des einstigen Prestigeprojekts neben dem Riesenrad beauftragt waren, Sachverhaltsdarstellungen eingebracht.

Insgesamt kostete der vierteilige Kulissenbau 40 Millionen Euro. Für gut die Hälfte der Summe kommt die Stadt Wien auf. Wäre der Generalbauunternehmer Explore 5D nicht in die Zahlungsunfähigkeit geschlittert, hätte das neue Entree weitere zehn Millionen gekostet. Denn die Gläubiger gaben sich mit einer Ausgleichsquote von 40 Prozent zufrieden. Warum die Deko-Bauten aus Styropor, in denen neben Souvenirshops auch ein Restaurant sowie eine Themendisco untergebracht sind, so teuer kamen, ist Gegenstand der Ermittlungen. Laut Ausgleichsbericht müssten von den für das Projekt ursprünglich veranschlagten 32 Millionen noch 9,6 Millionen im Topf sein. Dennoch wird die öffentliche Hand auf Beschluss des Stadtsenats weitere 7,9 Millionen für den Ausgleich bereitstellen.

In Auftrag gegeben hat die Neugestaltung des Platzes die Praterservice GmbH, eine 100-Prozent-Tochter der Stadt Wien. Die Finanzierung lief über die Volksbank-Tochter Immoconsult, die wiederum Explore 5D als Generalbauunternehmer einsetzte. Im Juni kündigte Immoconsult Explore 5D den Vertrag.

Extrahonorare

Das Unternehmen, das auf Wunsch der für den Prater zuständigen Stadträtin Grete Laska (SP) auch für die Gesamtdramaturgie des Eingangsbereichs verantwortlich war, soll für die einzelnen Baufirmen vorgesehenes Geld nicht sofort weiterüberwiesen haben. Neben den 40 ausführenden Unternehmen arbeiteten 29 Firmen als Konsulenten mit. Einen Teil dieser Beratungstätigkeiten führte allerdings die Explore-5D-Belegschaft selbst aus - und kassierte dafür Extrahonorare. So war Martin Valtiner einerseits als natürliche Person Gesellschafter von Explore, andererseits war seinArchitekturbüro mit der "Konsulent-Planung" beauftragt. Beratend tätig war auch eine im US-amerikanischen Bundesstaat Delaware ansässige Consultingfirma namens "Emerging Business Consulting LLC" - zumindest auf Papier. Die Beratung vor Ort erfolgte nämlich durch Mitarbeiter der Explore.

Laut einem betroffenen Unternehmer habe die Einstellung der vereinbarten Zahlungen an diese Firma keinerlei Folgen gehabt. Was für ihn den Schluss nahelege, dass hinter Emerging Business Consulting die Gesellschafter von Explore 5D stünden, die steuersparend Gelder nach Delaware, das als "Liechtenstein" der USA gilt, transferieren lasse. Stephan Dorfmeister, Ex-Geschäftsführer von Explore 5D, war trotz mehrmaliger Anfrage zu keiner Stellungnahme bereit. Neben der Staatsanwaltschaft sucht übrigens auch das Kontrollamt derzeit nach den verschwundenen Geldern. (Martina Stemmer, DER STANDARD - Printausgabe, 17. Oktober 2008)