Belgrad/Den Haag - Der ehemalige UNO-Gesandte Herbert Okun sieht im einstigen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic den Drahtzieher der kriegerischen Geschehnisse in Ex-Jugoslawien. Milosevic habe Mitte des Jahres 1991 sowohl die jugoslawischen Streitkräfte wie auch das damalige jugoslawische Rumpfpräsidium unter seiner Kontrolle gehabt, sagte der US-Diplomat heute, Mittwoch, als Belastungszeuge im Milosevic-Prozess vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Er sei definitiv jener Mann gewesen, der alles in der Hand gehabt habe, betonte der ehemalige UNO-Gesandte für Ex-Jugoslawien.

Okun berichtete zudem über das Scheitern einer Jugoslawien-Konferenz im Oktober 1991 in Den Haag, als Serbien als einzige ex-jugoslawische Teilrepublik den Lösungsplan zurückgewiesen habe. Er habe den Eindruck gehabt, dass nur Serbien einen Krieg angestrebt hätte, sagte Okun.

Vorwürfe von "Kapetan Dragan" gegen Haager Anklage werden untersucht

Die Ermittler des Tribunals untersuchen inzwischen die Vorwürfe von Dragan Vasiljkovic alias "Kapetan Dragan", der vergangenen Woche als Zeuge im Prozess gegen Milosevic ausgesagt hatte. Der ehemalige Kommandant einer Polizeieinheit der Krajina-Serben hatte nach der Rückkehr aus Den Haag die Ankläger beschuldigt, "Kriegsverbrecher zu schützen". Auch soll ihm die Anklage, die mit seiner Aussage nicht zufrieden gewesen sei, die Reisekosten nicht bezahlt haben. Ankläger Geoffrey Nice erklärte am Mittwoch, dass gegen Vasiljkovic, der vor dem Tribunal seine ursprüngliche Aussage abgeändert haben soll, Ermittlungen eingeleitet wurden. (APA)