Wien - Weil er eine Mitarbeiterin mit körperlicher Gewalt dazu gebracht haben soll, eine einvernehmliche Kündigung zu unterschreiben, musste sich heute, Mittwoch, der Gebietsleiter einer bekannten Supermarkt-Kette im Wiener Landesgericht verantworten. Staatsanwalt Karl Schober legte dem Mann Nötigung und Körperverletzung zur Last. Der 25-Jährige beteuerte seine Schuldlosigkeit.

Beanstandungen

Der Vorfall spielte sich am 7. Oktober 2002 in einer Filiale in Wien-Leopoldstadt ab. Der Gebietsleiter, der insgesamt zehn Zweigstellen betreut, hatte den angeblich stark verschmutzten Kassabereich beanstandet. Er ordnete die Reinigung der Kassaboxen, der Wandfliesen und Heizkörper an.

Tätigkeit entgegen Dienstvertrag

Die 41-jährige Kassierin, die er dazu heranziehen wollte, machte ihn jedoch darauf aufmerksam, dass derartige Tätigkeiten nicht in ihrem Dienstvertrag vorgesehen seien. Darauf soll der Mann laut geworden sein. "Warum kündigen Sie mich nicht gleich, wenn Sie mich heute so runtermachen?", meinte die Kassierin laut ihrer Darstellung, ehe sie sich weinend in der Toilette einsperrte, um dort ungestört mit dem Betriebsrat telefonieren zu können.

Weigerung

Der offensichtlich aufgebrachte Mann soll nunmehr gedroht haben, die Türe einzutreten, wenn sie nicht sofort rauskomme. Danach legte er der Frau ein Formular vor, wonach sie mit der einvernehmlichen Auflösung des Dienstverhältnisses einverstanden sei. Als sie sich weigerte, soll der Gebietsleiter handgreiflich geworden sein.

"Weil ich nicht unterschreiben wollte, hat er mir die Hand umgedreht. Ich war so geschockt, da habe ich es leider unterschrieben", erzählte die Südburgenländerin Richter Hermann Fuchslehner. Sie habe auch Angst gehabt.

Krankenhaus erstattete Anzeige

Die Sache flog auf, weil sich die Frau anschließend ihrer Schmerzen wegen ins Spital begab und dort ihre Geschichte erzählte. Das Krankenhaus erstattete Anzeige. Ihren Kolleginnen hatte sich die Kassierin nicht anvertraut: "Mir ist das selbst peinlich genug gewesen." Der Filialleiterin fiel allerdings auf, dass die 41-Jährige damals weinte und "außer sich" war, wie sie im Zeugenstand darlegte. Sie habe später auch angegeben, zur Kündigung "gezwungen" worden zu sein.

Der Beschuldigte behauptete, die Kündigung wäre freiwillig erfolgt. Die Frau, die nicht putzen wollte, sei mit seinem dahin gehenden Vorschlag einverstanden gewesen. Um das zu beweisen, werden zum nächsten Verhandlungstermin sämtliche Mitarbeiter der betreffenden Filiale aufmarschieren. Termin gibt es dafür noch keinen.

Der Gebietsbetreuer ist für seine forsche Art bekannt. "Er schüchtert Leute ein und übt Druck aus", erklärte die Mitarbeiterin. "Es gibt Vorgaben der Firma, die ich bestmöglich und konsequent umsetzen möchte", deponierte der Mann in diesem Zusammenhang. (APA)