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Unter primitiven Bedingungen wird an einer Samud-Rakete in der Fertigungsstätte Rafah bei Bagdad eine statische Kontrolle vorgenommen

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Nach mehr als zehn Jahren hat der Staatschef des Irak, Saddam Hussein, erstmals wieder einem US-Journalisten ein Interview gegeben. CBS-Anchorman Dan Rather befragte ihn in Bagdad, das Interview wurde Mittwochabend in 60 Minutes II auf CBS ausgestrahlt. Im Folgenden die wichtigsten Passagen über einen allfälligen Gang ins Exil, brennende Ölfelder, Al-Kaida, die Al-Samud-Raketen:

Dan Rather: Herr Präsident, wurde Ihnen irgendwo Asyl angeboten? Und würden Sie gehen, um den Irakern Tod und Zerstörung zu ersparen?

Saddam Hussein: Ich bin im Irak auf die Welt gekommen. Ich bin stolz darauf, gottesfürchtig geboren zu sein, und auch darauf, meine Kinder Respekt für Geschichte und menschliche Werte gelehrt zu haben. Wer immer beschließt, diese Nation zu verlassen, ist nicht prinzipientreu. Wir werden hier sterben. Wir werden in diesem Land sterben und unsere Ehre bewahren. Jene Ehre, der es bedarf, um vor unser Volk zu treten. Ich glaube auch, dass - wer immer Saddam Asyl gibt - ebenfalls keine Moral hat.

Rather: Kommt es zu einer Invasion, zünden Sie dann die Ölfelder an? Sprengen Sie die Dämme und Reservoire, um den Einmarsch aufzuhalten?

Hussein: Der Irak verbrennt seinen Wohlstand nicht und zerstört auch seine Dämme nicht. Wir hoffen, dass dies auch keine Anspielung darauf ist, dass die irakischen Ölquellen und Dämme von jenen zerstört werden, die möglicherweise in den Irak eindringen werden.

Rather: Die Amerikaner sind sehr besorgt über Osama Bin Ladens weit verzweigtes Beziehungsnetz. Haben oder hatten Sie je Verbindungen zu Al-Kaida oder Bin Laden?

Hussein: Der Irak hatte nie irgendwelche Beziehungen zu Al-Kaida. Bin Laden selbst hat unlängst in einer seiner Reden erklärt, dass wir keinerlei Verbindung zu ihm haben.

Rather: Werden Sie die Al-Samud-Raketen, die die UNO verbietet, zerstören?

Hussein: Unsere Verpflichtung ist es, der UN-Resolution zu entsprechen und sie anzuwenden. Auf dieser Basis handeln wir und werden wir weiterhin handeln. Und wie Sie wissen, ist es dem Irak qua Resolution erlaubt, Boden-Boden-Raketen herzustellen.

Rather: Werden Sie diese Raketen zerstören?

Hussein: Welche Raketen? Was meinen Sie? Wir haben keine Raketen außerhalb der Spezifikationen der UN, die Inspektoren sind hier und kontrollieren das. Die USA und die Welt wissen, dass der Irak nichts von dem hat, was auf höherer politischer Ebene behauptet wird. Der ganze Aufruhr, all diese Flottenverbände und Truppenkonzentrationen dienen nur dazu, die große Lüge zu verschleiern, dass der Irak Massenvernichtungswaffen hätte. Die Raketen also, über die Sie sprechen, sind gegen die UN-Resolution. Sie existieren nicht, sie wurden bereits zerstört.

Rather: Was möchten Sie dem amerikanischen Volk in dieser historischen Zeit zu verstehen geben?

Hussein: Erstens: Die Iraker sind nicht die Feinde der Amerikaner. Wenn die Amerikaner mehr wissen möchten, bin ich bereit, mit Präsident Bush im Fernsehen zu diskutieren. Ich könnte sagen, was ich zu sagen habe. Er, was er über den Irak sagen will, im TV und in einer richtigen und fairen Weise.

Rather: Sprechen Sie von einer TV-Debatte?

Hussein: Ja. Wir wollen keine Auseinandersetzung mit Waffen. Alles, was ich will, ist, vor den Amerikanern und anderen Völkern aufzutreten und mit Herrn Bush zu diskutieren. Das ist eine Möglichkeit für ihn, wenn er tatsächlich von seiner Position überzeugt ist, der ganzen Welt die Gründe nahe zu bringen, die einen Krieg rechtfertigen. Und es wäre eine Gelegenheit für uns, der Welt unsere Gründe zu sagen, deretwegen wir in Frieden leben wollen.

Rather: Ist das ein Witz?

Hussein: Keineswegs. Ich sage das aufgrund meines Respekts für die öffentliche Meinung in den Vereinigten Staaten. Einen Dialog zu wagen, das könnte Frieden bringen. Warum sollten wir da keine Debatte führen? (DERSTANDARD, Printausgabe, 27.2.2003, red)