Bild nicht mehr verfügbar.

apa/dpa/leukert

Reden wir nicht von der Gesundheit. Es ist ja ohnehin keine Frage, dass Drogen kein Wellnessbringer sind. Die UNO lenkt unsere Aufmerksamkeit mit dem aktuellen Drogenjahresbericht auf wirtschaftliche Folgen der verbotenen Geschäfte. Das liest sich wie eine Anleitung zum Abwirtschaften ganzer Volkswirtschaften - und nicht nur solcher der Dritten Welt. Die Opiumbauern bekommen gerade ein Prozent des Erlöses, der mit ihrem Gift irgendwo in der Welt erzielt wird. Das überrascht nicht, zu selten aber folgt die Überlegung: Was geschieht mit den restlichen 99 Prozent des Geldes? Dass ein paar Drogenbarone damit perlenden Wein bezahlen und grimmige Bodyguards finanzieren, wird schon stimmen - aber das ist eben noch nicht einmal die halbe Wahrheit.

Profit will angelegt werden

Der Profit will ja irgendwo angelegt werden, und mit diesem Geld lässt sich die Wirtschaft aushebeln. Damit lassen sich beispielsweise Mietpreise für ein Geschäftslokal finanzieren, die ein konventionell kalkulierender Geschäftsmann nie erwirtschaften kann - wir reden nicht von einer Hauptstraße in Kabul.

Schon auch aus diesen schlichten wirtschaftlichen Gründen verdient die Drogenpolitik mehr Hirn und weniger Aktionismus und Repression. Im Kleinen gibt es sogar Ansätze dazu - etwa in Graz, der Stadt, in der eine Bürgerwehr zur Abwehr der Drogenbedrohung aufmarschieren sollte. Ganz ohne Parteienstreit wurde ein Automat montiert, aus dem Fixer saubere Spritzen ziehen können. Den Drogenkonsum hat damit noch niemand eingedämmt, aber den Abhängigen wurde geholfen, und dem Gesundheitssystem spart's sogar Geld. Sollte sich solche Vernunft verbreiten, könnte man die jährlichen Drogenberichte der UNO anders erleben als einen Donnerschlag, bei dessen Hereinbrechen man erschreckt kurz einmal die Augen schließt. (DER STANDARD, Printausgabe, 26.2.2003)