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"Diskriminierung von Frauen und sexuelle Gewalt gegen Frauen hängen eng zusammen."
Foto: APA/EPA/ Kerim Okten

London/Wien - Sexuelle Gewalt an weiblichen Häftlingen ist in der Türkei an der Tagesordnung, warnt die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) in einem aktuellen Bericht. "Diskriminierung von Frauen und sexuelle Gewalt gegen Frauen hängen eng zusammen", schreibt ai-Österreich-Generalsekretär Heinz Patzelt am Dienstag in einer Aussendung. "Wenn sich Vertreter des Staates dermaßen diskriminierend verhalten, wäre dies eine klare Botschaft, solche Akte der Gewalt in allen Gesellschaftsbereichen zu dulden", gab Patzelt zu bedenken.

Frauen aller Gesellschaftsschichten seien in türkischen Gefängnissen sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung ausgesetzt. Besonders gefährdet seien kurdische Frauen und jene, die eine aus Sicht der Behörden inakzeptable politische Meinung vertreten.

Schritte gegen sexuelle Folter

Der Bericht basiert ai-Angaben zufolge auf Untersuchungen aus dem Vorjahr. "Die Ergebnisse dieses Berichts sind für die neue Regierung eine Herausforderung, ihren engagierten Worten vor der Machtübernahme jetzt Taten folgen zu lassen. Die Regierung muss Schritte gegen die sexuelle Folter an Frauen unternehmen", meinte Patzelt. Konkret fordert ai ein Verbot der Praxis, verhafteten Frauen während Verhören Augenbinden aufzusetzen und sie nackt auszuziehen. Außerdem solle es männlichen Beamten nicht mehr erlaubt sein, weibliche Gefangene zu entkleiden oder Leibesvisitationen an ihnen durchzuführen. Sehr wichtig sei auch die Einklagbarkeit dieser Verbrechen, denn im Moment würden die Täter weitgehend mit Straffreiheit rechnen können.

ai weist darauf hin, dass viele weibliche Opfer sexueller Gewalt aus Angst vor gesellschaftlicher Ächtung über das ihnen zugefügte Leid lieber schweigen. Dies sei ein weiterer Grund, warum die Foltermethoden von den Offiziellen angewendet würden. "Die Täter richten sich mit ihren Verbrechen gezielt gegen die Opfer und gegen deren Gemeinschaft, während sie selbst ihre Verbrechen straffrei verüben können", kritisierte Patzelt. (APA)