Eine Braut, die sich traut: Nina Proll als Wienerin Fanny Ebner, die ihrer großen Liebe nach China folgt

Foto: Buena Vista

Fanny Ebner (Nina Proll), eine junge Wienerin, lernt in den 30er-Jahren den chinesischen Polizeikadetten Ma Yun-long (Wang Zhiwen) kennen, der zur Fortbildung nach Österreich gekommen ist. Sie folgt ihm gegen den Willen ihrer Eltern nach China. Dort, am feudalen Familienlandsitz, wird sie zunächst mit den ihr fremden Traditionen konfrontiert und erlebt anschließend die Machtübernahme durch die Kommunisten: Der Besitz wird enteignet, ihr Mann ins Umerziehungslager gesteckt, und Fanny muss über lange Zeit alleine für ihre Familie sorgen – ohne ihre Entscheidung für die große Liebe je zu bereuen, wie sie später immer wieder betont.

Am anderen Ende der Brücke von Ru Mei ist eine chinesisch-österreichische Koproduktion. Die Lebensgeschichte der Wienerin Gertrude Wagner, auf der er basiert, wird darin in Rückblenden auf eine Abfolge von Situationen und Lebensstationen reduziert, denen eine in der Gegenwart angesiedelte Rahmenhandlung Zusammenhalt geben soll. Konflikte bleiben Andeutungen, die meisten Figuren Statisten, und nicht einmal die offenbar zentrale Liebesbeziehung der Protagonisten wird je wirklich greifbar.

Nur selten können die historischen Sequenzen eine eigene Wirkung entfalten. In erster Linie fungieren sie als verkürzte Illustrationen dessen, was Fanny als alte Frau (Susi Nicoletti) ihrer Besucherin aus der fernen Heimat, der Enkelin ihrer Jugendfreundin (Julia Stemberger) erzählt. Und der Film verströmt insgesamt den holpernden Charme einer altmodischen Fernsehproduktion.
(DER STANDARD, Printausgabe, 28.2.2003)