Bagdad/Wien - Fünf Tage lang ist Waltraud Schauer, Pensionistin aus Wien, jetzt in Bagdad. Fünf Tage "in einer paradoxen Situation", wie die 61-Jährige - eine von vier "menschlichen Schutzschilden" aus Österreich - am Telefon schildert. Wegen der "fast unheimlichen Normalität - wie im Auge eines Orkans" deren Zeugin sie sei. Die "nur momentweise durchbrochen" werde.

So fänden in einem Restaurant nahe ihres Apartments allabendlich opulente Hochzeitsfeiern statt, "wie mitten im Frieden". Und dann, als Gegensatz, mobilisierte Massen, "die uns zurufen, wenn wir mit dem Transparent ,Bush - The whole world is watching you’ vorbeifahren".

"Ich versuche halt, einen klaren Kopf zu behalten", meint Schauer, die sich selbst als "eher unpolitischen Menschen" beschreibt. Für Saddam Husseins Propagandazwecke vereinnahmt fühlt sie sich nicht: "Ich zahle hier jede einzelne Mahlzeit selbst!", ärgert sie sich über die Frage.

Am Mittwoch wird Schauer mit ihrem Schlafsack ins Bagdader Wasserwerk übersiedeln, um US-Bomber von dessen Zerstörung abzuhalten. Die drei weiteren Österreicher wollen das Kinderspital schützen. Und wenn die Bomben fliegen? "Dann sind wir eben alle hin", meint Schauer hart. (Irene Brickner/DER STANDARD, Printausgabe, 26.2.2003)