Wien - Nach neun Jahren, 814 Veranstaltungen und 2.033 Vortragenden droht am kommenden Freitag der Schlussvorhang über den Wiener Kunst-Diskurs-Raum "Depot" zu fallen. "Wir beenden damit unser Programm", bestätigt "Depot"-Obfrau Eva Blimlinger im Gespräch mit der APA, "Das Lokal können wir noch bis Ende März halten, dann müssen wir entscheiden, ob wir es kündigen oder nicht." Zuletzt bestritten befreundete Institutionen kostenlose Solidaritätsveranstaltungen. "Es gäbe auch weiterhin genügend Institutionen, die uns mit ihrer Solidarität unterstützen", heißt es aus dem "Depot", "aber irgendwann ist einfach Schluss mit Traurig."

Sowohl beim Bund, wo man ein nachgebessertes Subventionsansuchen einreichen musste, als auch bei der Stadt Wien sei noch keine definitive Entscheidung über eine Weiterfinanzierung des 1994 von der damaligen Bundes-Kunstkuratorin Stella Rollig gegründeten "Depot" gefallen, doch die Zeit laufe ab. "Wir hoffen noch immer", sagt Blimlinger, "aber auf Prognosen lassen wir uns nicht ein."

"Es war immer als Bundesprojekt angelegt", betont Saskia Schwaiger, die Sprecherin des Wiener Kulturstadtrats Andreas Mailath-Pokorny (S). Bereits im Vorjahr sei man für ausgebliebene Bundes-Gelder eingesprungen. Dazu sei man sowohl aus finanziellen wie aus grundsätzlichen Erwägungen derzeit nicht mehr in der Lage. Unbestritten sei jedoch, dass es sich beim "Depot" um einen interessanten Veranstaltungsort handle.

Letzte Veranstaltungen

Die (möglicherweise) letzten Veranstaltungen in den Räumlichkeiten in der Breite Gasse 3 bestreiten am Dienstag Sixpack Film, am Mittwoch "profil", am Donnerstag das Erste Wiener Lesetheater (Beginn jeweils 19 Uhr), ehe am Freitag (28.2.) die Viennale zur 45. Solidaritätsveranstaltung lädt. Angekündigt ist ein "furioses Überraschungspaket aus Filmen, Gästen und höllischen Kostbarkeiten". "Wir werden mit einer Veranstaltung aufwarten, die dem Depot alle Ehre erweist", wird Viennale-Direktor Hans Hurch in der Ankündigung zitiert.

"Depot"-Leiter (und ORF-Stiftungsrat) Wolfgang Zinggl steht mit seinem Team derzeit nur in telefonischem Kontakt. Er befindet sich nach einem Schädelbruch mit Gehirnblutung, den er sich kürzlich bei einem schweren Sturz auf dem zugefrorenen Neusiedler See zugezogen hat, in Spitalsbehandlung. Der Zustand des bereits von Eisenstadt nach Wien Transferierten wird als stabil beschrieben.

(APA)