Schon der erste Irakkrieg wurde häufig als Hightechversion von Krieg beschrieben, in dem "Smart Bombs" und andere computergestützte Waffensysteme mit umstrittenem "Erfolg" zum Einsatz kamen. Letztlich war es aber das wochenlange Bombardement durch veraltete B-52-Bombern aus den 50er-Jahren, das den Widerstand der irakischen Armee brach und so kriegsentscheidend war.

Schlüsselrolle

Jetzt steht wahrscheinlich Version 2.0 des Irakkriegs bevor, bei der Elektronik eine Schlüsselrolle spielen soll. War es bisher die "Verbesserung" bestehender Waffensysteme, die durch Computer und Kommunikationsstrukturen ermöglicht wurde, könnte nunmehr erstmals eine neue Art von Waffen zum Einsatz kommen, die als "Direct Energy"-Waffen bezeichnet werden, berichtet die New York Times. Dabei werden unsichtbarer Laser, elektromagnetische Pulse im Mikrowellenbereich und andere Arten von elektronischer Strahlung verwendet, deren Zweck weniger im Töten von Menschen besteht, als darin, die Elektronik des Gegners zu vernichten. In den Forschungslabors der USA, Großbritanniens, Russland und Chinas wird an solchen Systemen seit über einem Jahrzehnt gearbeitet.

Weitgehend "blind" und kommunikationsunfähig

Solche "E-Bomben", von Cruise Missiles zu ihren Zielen getragen, würde dazu führen, dass durch die bei der Entladung abgestrahlten Mikrowellen alle angegriffenen elektronischen Systeme – Elektrik, Computer, Telekommunikation, Waffenleitsysteme – verschmoren. Durch einen solchen buchstäblichen "Blitzkrieg" soll, so das Szenario der Militärs, der Feind binnen Kürze weitgehend "blind" und kommunikationsunfähig werden.

Ein bis zehn Gigahertz

Die Auswirkungen von elektromagnetischen Pulsen (EMP) wurden bereits in den 60er-Jahren als Folge von Nuklearexplosionen entdeckt. Dies führte dazu, dass Forscher und Militärs in beiden Lagern des Kalten Krieges Schutzschilde gegen EMP entwickelten. Die jetzige Generation von elektromagnetischen Waffen wirkt jedoch in einem anderen Frequenzbereich (ein bis zehn Gigahertz), was die vorhandenen Schutzmechanismen gegen EMP unter einem Gigahertz wirkungslos macht. Paradoxerweise ist darum auch eine technologisch hoch entwickelte Armee wie die der USA anfälliger gegenüber den eigenen E-Bomben als wahrscheinlich Saddam Husseins Militär. Möglich werden solche nicht nuklearen EMP-Waffen durch neuere Entwicklungen im Bereich von Batterien, wodurch starke Energien in sehr kurzen Zeiträumen freigesetzt werden können. Mithilfe von Antennen werden die so erzeugten elektromagnetischen Strahlen gebündelt und zielgerichtet, statt ihre Wirkung in allen Richtungen relativ wirkungslos zu zerstreuen.

Geheim

Auch an anderer Front rüstet die Regierung Bush auf: Bereits im Juli 2002 gab Präsident George Bush eine geheime Anweisung zur Entwicklung einer umfassenden Strategie für den "Cyberkrieg", berichtete jetzt die Washington Post. Die Strategie soll Regeln festlegen, wie Computernetzwerke durch Viren und andere Möglichkeiten lahm gelegt werden können. Der Umfang des US-"Cyberarsenals" ist geheim. (spu, DER STANDARD Printausgabe, 25. Februar 2003)