Zweifelsfrei: Die "Nachhaltigkeit" ist in Mode. Kaum ein Angehöriger der politischen Klasse, der nicht von ihr spricht. Nur was darunter zu verstehen sein soll, bleibt oft unklar. Und was Nachhaltigkeit im Alltag konkret bedeuten könnte, wird schon gar nicht erklärt. Hans Holzinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Salzburger Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, versucht, die Floskel "nachhaltig leben" auf die Füße zu stellen - für jeden Einzelnen und ganz konkret.

Ausgangspunkt der 25 im unumstößlichen Imperativ formulierten "Vorschläge" - Anweisungen wäre wohl das bessere Wort gewesen - ist die klassische Definition der Nachhaltigkeit als "Wahl von Lebens- und Wirtschaftsweisen, die sicherstellen, dass auch spätere Generationen noch über intakte Lebensgrundlagen zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse verfügen".

Was dann kommt, reicht von "verlangen Sie Fleisch aus artgerechter Tierhaltung" über Themen wie Energieeinsatz und Autokauf bis zum schlichten "kaufen Sie nur Dinge, die Sie wirklich brauchen". Jeder "Vorschlag" Hol-zingers ist mit umfangreichen, allgemein verständlichen wissenschaftlichen Informationen inhaltlich unterlegt.

So wird das großformatige Heft ein Angebot an einen großen Leserkreis. Ob die "Vorschläge" jedoch so einfach angenommen werden, darf bezweifelt werden. Immerhin zielen die Forderungen auf eine "ganzheitliche Veränderung des eigenen Lebensstils" ab: Wer sein Haus gut gegen Kälte isoliert, das ersparte Geld aber in Fernreisen steckt, handelt aus Sicht Holzingers "ökologisch kontraproduktiv". Es wird wohl noch ein Weilchen dauern, bis solche Einsichten mehrheitsfähig sind. (Thomas Neuhold/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25. 2. 2003)