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Der US-Außenminister, der in China hohe Achtung genießt, warb am Montag in Begegnungen mit den wichtigsten Führern des Landes, Jiang Zemin, Hu Jintao und Außenminister Tang Jiaxuan, für eine Unterstützung der amerikanischen Haltung in der Irakkrise und im Atomstreit mit Nordkorea. Er konnte sich aber in beiden Fragen nicht auf ein gemeinsames Vorgehen mit Peking verständigen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua seien Chinas Politiker in der Irakfrage nach wie vor nicht von der Notwendigkeit einer zweiten Resolution überzeugt. Parteichef Hu Jintao sagte, dass China vom Irak die vollständige Umsetzung der ersten Resolution fordert, aber weiter eine politische Lösung im Rahmen der UN favorisiert. Außenminister Tang nannte es die "derzeit wichtigste Aufgabe", mit den Inspektionen fortzufahren und dabei auftauchende Fragen zu "klären, aber nicht eine neue Resolution zu produzieren". Powell zeigte sich trotz solcher Unterschiede zuversichtlich, dass die USA von Peking kein Veto zu erwarten hätten.

Auch im Atomstreit mit Nordkorea ziehen China und die USA nur eingeschränkt an einem gemeinsamen Strang, obwohl Peking ebenso wie Washington das Ziel einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel verfolge. Die USA erkennen an, dass China sich "bemüht, so hilfreich wie möglich zu sein. Sie ziehen es aber vor, ihre Rolle leise zu spielen", sagte der US-Außenminister. Es gebe neue Initiativen, über die er noch nicht sprechen könne.

Powell räumte ein, dass er Peking nicht dafür gewinnen konnte, sich einem von den USA vorgeschlagenen multilateralen Gremium der UN-Ratsmächte und fünf weiterer Staaten anzuschließen und so den Atomstreit, der die "ganze Welt angeht", zu internationalisieren. Pekings Führer drängen Washington, sich auf einen von Pjöngjang geforderten bilateralen Dialog einzulassen. Die USA lehnen dies ab.

Von Peking aus warnte Powell Nordkoreas Führung, den Bogen nicht zu überspannen: "Ich kann nicht genügend oft betonen, wie ernst wir es nehmen würden, wenn wir Anzeichen für eine Produktion von Atomwaffen in Nordkorea erkennen würden." (DER STANDARD, Printausgabe, 25.2.2003)