Für Bundeskanzler Wolfgang Schüssel gibt es keinen Zweifel daran, dass der Eurofighter gekauft wird - für Experten aber schon: Das hochmoderne Flugzeug könnte für das finanzschwache Bundesheer zu aufwändig sein. Alternativanbieter dienen sich wieder an.

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Wien/Moskau - Wenn die Russen nicht kommen, muss man eben zu den Russen kommen. Wenn auch nicht offiziell - denn offiziell gilt im österreichischen Bundesheer, was auch Kanzler Wolfgang Schüssel im Standard gesagt hat: Dass nämlich die Entscheidung für den Eurofighter unverrückbar ist. Nur hinter vorgehaltener Hand wird eingestanden, dass das Bundesheer ein so aufwändiges System wie den Eurofighter kaum betreiben wird können.

Die Russen locken daher wiederholt mit ihrem Billigangebot Flieger gegen Schuldenerlass (das allerdings das Heeresbudget nicht entlasten würde). Die russischen Anbieter der im Kalten Krieg entwickelten MiG-29 "Fulcrum" haben jedenfalls österreichische Militärjournalisten diese Woche eingeladen, die Herstellung ihres inzwischen bewährten Flugzeugs anzuschauen.

Was für die MiG gilt, gilt ebenso für die (im Wettrüsten mit den Russen entwickelte) F-16 und für den Gripen: Es handelt sich um ausgereifte Flugzeuge. Was umgekehrt den Nachteil hat, dass die Weiterentwicklung für neue Aufgaben und Einsatzverfahren schwierig würde. Die Argumentation Schüssels stützt sich unter anderem auf ein ÖVP-Papier, in dem betont wird, dass der Eurofighter gut 30 Jahre im Einsatz sein kann - er wird ständig weiterentwickelt, bekommt immer neue Leistungsmerkmale.

Hier haken wiederum die Zweifler ein: Ja, natürlich werde der Eurofighter als einzige mögliche Type noch über Jahrzehnte weiterentwickelt - um aber an dieser Entwicklung teilzuhaben, müssten die Updates auch wirklich installiert (das heißt auch: bezahlt) werden, sonst hinke Österreich auch mit dem modernsten Fluggerät der Entwicklung hinterher. Es sei aber nicht abzusehen, dass Österreich für Ausstattung und Betrieb des Bundesheeres mehr Geld bekommen könne.

Schon jetzt gibt es bei den Luftstreitkräften Engpässe: So sollen die Cockpits der Hubschrauber AB-212 modernisiert werden, die nötigen 50 bis 60 Millionen müssten aber erst budgetiert werden. Ein Militärpolitiker, der mit dieser Aussage nicht namentlich zitiert werden will, gesteht: "Das haben wir doch immer so gemacht: Wir haben beschafft, was uns sinnvoll erschienen ist - und sind unseren damit eingegangenen Zahlungsverpflichtungen eben nachgekommen, weil es ja einen Sachzwang gegeben hat, die Verpflichtungen zu erfüllen."

Der Juso Andreas Kollross hält dieses Festhalten an der Typenentscheidung für "rational nicht mehr nachvollziehbar" - der Eurofighter sei das teuerste Kriegsgerät in der österreichischen Geschichte.

Offen ist auch, ob die vom Bundeskanzler angepeilte Konstruktion, die Jets durch eine Wirtschaftsplattform zu beschaffen, halten wird: Kriegsmaterial wird üblicherweise nicht an Private abgegeben (und daran würden sich wohl auch Eurofighter-Hersteller EADS und seine Konkurrenten halten).

Denkbar wäre allerdings ein Sell-and-lease-back-Geschäft, bei dem eine private Gesellschaft die Republik bei der Finanzierung entlasten könnte. (Conrad Seidl/DER STANDARD, Printausgabe, 25.2.2003)