Wien - Es gibt sie: Die erfolgreichen Frauen im Wiener Magistrat, die Spitzenpositionen inne haben. Die Situation kann also nicht schlecht geredet werden. Doch die Auswertung wie Chefposten in der städtischen Verwaltung besetzt sind, zeigt für Monika Vana, Grüne-Frauensprecherin: "Spitzenfunktionen scheinen immun gegen Maßnahmen zur Verbesserung der Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern zu sein".

"Maximal ein Viertel der Leitungsstellen im mittleren und oberen Management ist mit einer Frau besetzt", hat Vana Daten seit 1997 ausgewertet. Seit 96 gilt in Wien das Gleichbehandlungsgesetz, mit dem Ziel, Parität herzustellen: also halbe halbe auf allen Dienstposten und Ebenen.

Am weitesten vorgedrungen in die Chefetagen sind Juristinnen: In den drei höher wertigen Dienstklassen, ein abgeschlossenes Studium ist Voraussetzung, besetzen sie bis zu 48 Prozent der Dienstposten. Das genaue Gegenteil ist bei Technikerinnen zu bemerken. Nicht eine hat es bisher zur technisch versierten Spitzenbeamtin (bis Dienstklasse XI) gebracht. Zwei Beamtinnen schaffen aber in der Baudirektion an. Das ist "fast eine kleine Erfolgsstory" für Vana, wo doch in der Baubranche "jahrzehntelange Frauenabstinenz" herrschte.

Immer mehr Frauen leiten eine Magistratsabteilung, wenngleich eine 50-Prozent-Quote bei weitem nicht erreicht wird. Zehn von 70 Abteilungsleitern (14 Prozent) sind weiblich, in sechs von 19 Bezirksämtern (ein Drittel) weiß man, was es heißt, eine Frau an der Spitze zu haben.

Im Wiener Krankenanstaltenverbund dagegen werden Primariate wieder zunehmend mit Männern besetzt, ergab die Auswertung der Grünen, die auf Daten von Frauen-Stadträtin Renate Brauner (SP) beruht. Nur 16 von 154 2. Spalte Primariaten sind weiblich besetzt, ein Anteil von gut zehn Prozent. Zum Vergleich: 1997 waren es immerhin 15 Prozent. Dafür halten die Oberärztinnen seit Jahren ihre Stellung im Krankenhausdienst: Ein Drittel der Posten in Spitälern gehört ihnen.

Problem Nachwuchs

Quote hin oder her, fix ist: Sie ist noch lange nicht erfüllt. Da macht sich auch Gleichbehandlungsbeauftragte Cornelia Stangl keine Illusionen. Bis wann die 50-Prozent-Quote umgesetzt ist, wagt sie nicht zu schätzen. Man müsse "realistisch vorgehen". So werde pro Abteilung ein Plan auf mehrere Jahre erstellt, wann, wo, und auf welche Posten Frauen nachrücken könnten. Das hänge beispielsweise von Fluktuation und Pensionierungen ab. Ein Wendepunkt könnte da in drei Jahren erreicht sein: "Da steht eine Pensionsflut an." Es werde sich zeigen, wie ernst man es mit der Frauenförderung meint.

Stichwort Nachwuchs: In manchen Bereichen gebe es einfach noch zu wenig Frauen im Magistrat, die in höhere Dienstklassen aufrücken könnten. Konkret bei den Technikerinnen weiß Stangl, dass es auch in unteren Dienstklassen kaum Frauen gibt. Stadträtin Brauner weist in einer Grüne-Anfragebeantwortung darauf hin, dass Frauenförderung eine "mittel- bis langfristige" Angelegenheit sei. Jedenfalls gebe es viele Projekte auf Magistrats- und Bezirksebene, die die Anliegen der Frauen besonders berücksichtigen; auch in der Aus- und Weiterbildung.

Vana fordert für Frauenförderung ein eigenes Budget. Bei Nichterfüllen der Förderpläne müsse es Sanktionen geben. Der Frauenförderplan sei Ende 2002 ausgelaufen, der neue, verbesserte, noch nicht vorgelegt. Nach Angaben von Stangl wird er im März vom Bürgermeister vorgestellt. (DER STANDARD, Printausgabe, 25.2.2003)