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Foto: APA/Verein Schloss Hartheim

Linz - Unter dem Titel "Wert des Lebens" steht eine große Ausstellung, die von 8. Mai bis 2. November in der Gedenkstätte Schloss Hartheim bei Eferding in Oberösterreich gezeigt wird. Im Mittelpunkt der Ausstellung, die sich mit Existenzfragen der menschlichen Gesellschaft auseinander setzt, steht die Entwicklung der Situation behinderter Menschen - vom Zeitalter der Industrialisierung bis zur Gegenwart. Besonders berücksichtigt wird die Rolle von Schloss Hartheim während der Zeit des Nationalsozialismus. Details präsentierte Landeshauptmann Josef Pühringer in einer Pressekonferenz am Montag in Linz.

Der Ort

Schloss Hartheim zählt zu den bedeutendsten Renaissancebauten Oberösterreichs, seine jetzige Form geht auf das 17. Jahrhundert zurück. 1898 wurde in Hartheim eine Pflegeanstalt für geistig und mehrfach behinderte Menschen eingerichtet. 1938 wurde die Anstalt von den Nationalsozialisten enteignet. Von 1940 bis 1944 wurden in Hartheim rund 30.000 Menschen ermordet, die als "lebensunwertes Leben" eingestuft worden waren.

Nach dem Krieg zunächst als Flüchtlingsunterkunft und für Hochwasser-Ersatzwohnungen genutzt, wurde im Jahr 1969 eine erste Gedenkstätte errichtet. "Das Nebeneinander von Alltagsleben und Opfergedenken gestaltete sich jedoch über die Jahre hinweg zunehmend problematischer und wurde immer öfter zum Gegenstand der Kritik", berichtete Pühringer. Ab 1995 bemühten sich daher zahlreiche Organisationen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens um eine Lösung des Problems. 1996 fasste das Land Oberösterreich den Beschluss, das denkmalgeschützte historische Schlossensemble zu restaurieren und im Schloss selbst die Gedenkstätte zu erneuern und die Ausstellung "Wert des Lebens" einzurichten.

Das Thema

Das Thema der Ausstellung behandelt Existenzfragen der menschlichen Gesellschaft. Im Besonderen wird die Entwicklung der gesellschaftlichen Stellung von Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung beziehungsweise psychischen Krankheiten dokumentiert. "Schwerpunkt ist die Darstellung und Analyse der Ausgrenzung dieser Menschen und der entgegenwirkenden Bemühungen um Versorgung, Integration und Gleichstellung", erklärte Pühringer.

In verschiedenen thematischen Blöcken wird versucht, die Knotenpunkte dieser Entwicklung sichtbar zu machen: Aufklärung und Industrialisierung, Sorge um die "Unbrauchbaren", Eugenik als Gesellschaftspolitik, Nationalsozialistische "Ausmerze" und ihre Folgen, Gentechnik und Biomedizin sowie gesellschaftliche Solidarität und Gleichstellung. Ein wichtiges Thema der Ausstellung ist die Ermordung behinderter Menschen auf Schloss Hartheim während des Nationalsozialismus. Es steht als mahnendes Beispiel für den verantwortungslosen Umgang totalitärer Regime mit dem Wert des Lebens und dafür, wo die Ausgrenzung von Menschen enden kann. (APA)