"New Hefei", Filmstill, 2008.

Foto: Galerie Krobath Wimmer

Nicht Mailand, sondern New Hefei, die Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Anhui, ist Schauplatz des Films von Hannes Böck, der sich damit auf "La Notte" von Antonioni bezieht. Neben dem 10-minütigen Schwarz-Weiß-Film sind auch Farbfotografien zu sehen.

Der Film "New Hefei" geht auf einen Stipendiatsaufenthalt des Künstlers zurück. Ähnlich wie in anderen chinesischen Städten hat die radikal prosperierende Wirtschaft auch dort einen Bauboom ausgelöst: Neben riesigen Wohnsiedlungen an der Peripherie, prägen leerstehende Bürokomplexe mit spektakulären Fassaden das Bild der Stadt. Der Künstler zitiert dabei einen Ausschnitt aus dem Film "La Notte" von Antonioni, in dem dieser den Blick auf die Mailänder Peripherie aus der Perspektive einer Spaziergängerin filmt.

Böck übernimmt diesen Blickwinkel und verfolgt mit der Kamera einen Jungen, der vom lärmdurchfluteten Stadtzentrum langsam an die Peripherie spaziert. Als Betrachter bleibt man mit dem Protagonisten am Boden und kommt sowohl an den alten Stadtstrukturen vorbei wie an den neu aufgezogenen Gebäudekomplexen, die vom rasanten ökonomischen Wachstum erzählen. Hannes Böck übernimmt die langsamen Schwenks und Kamerafahrten von Antonioni und betont die perspektivische Differenz zwischen Kamera und Protagonisten, wenn sich die Kamera erst ein wenig verspätet in Bewegung setzt oder den Protagonisten überhaupt aus dem Blickfeld verliert.

Mit seinen Farbfotografien korrespondiert diese Bewegung insofern schön, als dass auch sie gespenstisch leere Gebäude zeigen oder eine ins Nirgendwo führende neue Straße, die noch gar nichts erschließt. (cb / DER STANDARD, Printausgabe, 16. 10. 2008)