Goyas "El dos de mayo 1808" im Prado. Mehr Kunst in und um Madrid gibt es in dieser Ansichtssache.

Foto: Tourespaña

Der erste Blick in den neuen DuMont Kunst-Reiseführer überzeugt. Und lässt Zweifel aufkommen, ob es sich dabei tatsächlich um einen Reiseführer handelt oder um ein Kunstgeschichtelexikon über die großen Meister der Vergangenheit bis heute. Zahlreiche Fotografien ihrer Werke machen Lust, die Gemälde im Original zu sehen und die Museen und Kirchen Madrids und Zentralspaniens zu besuchen.

In einer Einführung über die Geschichte Zentralspaniens mit einer übersichtlichen Zeittafel, welche die wichtigsten Ereignisse veranschaulicht, wird die bewegte Vergangenheit der Region erläutert.

Anschließend taucht der Kunstreiseführer ein in die Meisterwerke der wichtigsten spanischen Künstler: El Greco, Diego Velázquez, Francisco de Goya und Pablo Ruiz Picasso. In Kurzbiografien werden Leben und Schaffen der Vorzeigemaler, Hintergründe zur Entstehung ihrer Werke und die Bildsprache in ihren Malereien erklärt.

Noch einmal macht der Reiseführer einen Ausflug in die Geschichte und erzählt von der Entstehung der spanischen Hauptstadt Madrid, ihrer Zeit unter Habsburger-Herrschaft, die Modernisierung in der Bourbonenzeit und ihre Entwicklung zu einem der wichtigsten Zentren europäischer Kunst.

Mit derlei profundem theoretischen Wissen ausgestattet, geht die Reise schließlich los zu den großen Museen Madrids. Allein dem Museo Nacional del Prado mit seinen 8.600 Gemälden sind 60 Seiten gewidmet. Ein Lageplan zu den einzelnen Abteilungen hilft bei der Orientierung. Detailliert werden Vertreter und Bilder der unterschiedlichen Stil- und Zeitepochen besprochen und geben dem Besucher einen guten Überblick und helfen beispielsweise dabei, die intelligente und verspielte Symbolik eines Hironymus Bosch oder Pieter Brueghel zu verstehen. Viel Information bekommt der Leser vermittelt, aber die ganz- bzw. doppelseitigen Abbildungen der Meisterwerke von Albrecht Dürer, Tizian oder Goya machen das theoretische Wissen lebendig. Hintergrundinformationen machen die Geschichte der europäischen, bildenden Kunst auch für Laien verständlich.

Der Reiseführer behandelt auch das Museo Thyssen-Bornemisza, das in 48 Sälen unter anderem die Werke von Tintoretto, Caravaggio, Rrembrandt, Franz Marc, Salvador Dalí oder Paul Gauguins ausgestellt hat.

Das Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia ist Heimat von Pablo Picassos weltberühmter „Guernica". Das Meisterwerk wird ausführlich erklärt und auf einer Doppelseite abgebildet. Dazu wird die bewegte Geschichte des Gemäldes ausführlich erläutert.

Ebenfalls Eingang in den Reiseführer gefunden haben die Real Academia de San Fernando mit Originaldruckplatten der Grafiken von Goya, die Fresken Goyas in San Antonio de la Florida, einer kleinen Kirche, die zum Museum umgestaltet wurde und der Palacio Real mit Deckenfresken Tiepolos. Ein Grundriss des Gebäudes zeigt nicht nur die bauliche Struktur des Palastes sondern führt auch durch die Vielzahl an Räumen und die darin befindlichen Ausstellungen. Weiter geht es mit dem Museo Arquelológico Nacional und Museo de América sowie eine Reihe kleinerer Museen, die alle einen Besuch wert sind.

Ein eigenes Kapitel setzt sich mit dem Madrid der Habsburger auseinander und mit der Architektur aus jener Zeit, die bis heute das Stadtbild - etwa durch die Plaza Mayor oder das Monasterio de las Descalzas Reales - prägt. In einem Spaziergang erläutert der Reisesführer die Bauten und Plätze und erklärt ihre Entstehung.

Auch im DuMont Kunstreiseführer gibt es eigene Kapitel zum Thema Unterkünfte und Restaurants, auch wenn diese nicht besonders umfangreich gestaltet sind. Eine Auflistung von Shoppingmöglichkeiten, Lokalen, Clubs oder Freizeitmöglichkeiten darf nicht erwartet werden. Die vorhandenen Empfehlungen sind jedoch gut gewählt und es ist sowohl für Preisbewusste als auch für Genießer etwas dabei.

Kurz werden noch Ausflugsmöglichkeiten von Madrid aus besprochen, bei denen es etwa zum Escorial an den Hängen des Guadarrama-Gebirges geht oder nach Aranjuez, das auch von dem Madrileños an den Wochenenden sehr gerne besucht wird.

Damit nicht genug werden auch noch nahe gelegene Städte mit ihren Kulturschätzen angeführt. So etwa Toledo, Heimat des berühmten Werkes El Grecos: Das Begräbnis de Grafen Orgaz. Aber auch die architektonischen Besonderheiten wie das Kloster San Juan de los Reyes erhalten die nötige Aufmerksamkeit, teilweise sogar in Form von Grundrissabbildungen, die selbstverständlich erläutert werden. Besucht werden außerdem noch Ávila, Segovia, die kastillischen Burgen und Salamance.

Zu guter Letzt werden die Fachbegriffe aus der Kunstgeschichte in einem Glossar erklärt, so dass niemand das Buch mit einem Fragezeichen zuschlägt. Die üblichen Reiseinformationen bilden den Abschluss und informieren über Anreise, verraten die besten Adressen für Tapas und geben weiterführende Literaturtipps.

Die beiden Autoren, Hans-Peter Burmeister und Felix Scheffler, die beide unter anderem Kunstgeschichte studiert haben, spannen in dem DuMont Kunst-Reiseführer "Madrid und Zentralspanien" einen spannenden Bogen über das vielfältige Kulturangebot der Region. Mit dem Reiseführer im Handgepäck können sich auch Laien getrost in die großen Museen und die historischen Bauten wagen und sich gefahrlos der Welt der Kunst nähern. (red)