Ein USB-Stick ist mittlerweile keine Besonderheit mehr, es sei denn, er hat die Form einer Marienstatue. Stephanie G. steckt das durchsichtige Teil an ihren Laptop, das Herz der Maria beginnt rot zu flackern. Auch ein passender Aufdruck fehlt nicht: "Oh Maria keep my data save". Ob die heimische Konsumwelt für dieses Design wirklich bereit ist, bleibt fraglich.

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Der USB-Stick ist nur eines von geschätzten 60 Stück, die die Studentin ihr Eigen nennen darf. Die Absolventin einer katholischen Privatschule ist aber keine Sammlerin aus religiösen Gründen - wie sich vermuten ließe - sondern wurde eher zufällig zu einer.

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"Meine Mutter bekam von einer polnischen Freundin eine Glaskugel, gefüllt mit Wasser, Blumen und einer Maria geschenkt und beehrte mich mit dem Stück", so die Sprachwissenschafterin.

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"Später gab mir meine aus der Kirche ausgetretene Großmutter eine ungewollte Marienstatue weiter. Diese zwei Stücke erweiterten sich im Laufe der Zeit zu einer kleinen Sammlung."

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Ein Platz für die Figuren war schnell gefunden: das WC wurde zum andächtigen Örtchen. Nach einem Umzug der Besitzerin wechselten auch die Sammelstücke den Aufbewahrungsort. Ihre neue Heimat ist ein alter, stillgelegter Ofen: "Ich fand den Ort einfach ideal, er versprüht den Charme einer Grotte."

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Neben den "gewöhnlichen" Stücken, wie Marienstatuen, -bilder und -kerzen, findet sich auch manch skurriles Kleinod. Im Sammlerschrein liegen Maria-Sticker, neben Geldbörse und Einkaufstasche. Ein Auto-Duftbaum mit der Aufschrift „Jesus saves" lehnt an einem Maria-Toaststempel - für ein himmlisches Frühstück.

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Besonders leuchten aber die Produkte der "Looking good for Jesus"-Serie in ihren knalligen Farben hervor: Einkaufstasche, Lippenpflege, Schimmer-Creme, Handspiegel und Jesus-Figur mit Spiegel am Bauch.

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Ein pietätloser Höhepunkt der Sammlung: der Marien-Adventkalender, gefüllt mit Süßigkeiten - Marias Bauch beherbergt die Nummer 24.

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Auf BesucherInnen wirkt der "Heiligenschrein" oft befremdend: "Bekannte, die mich nicht gut einschätzen können, fragen nicht, oder nur zögerlich nach", schmunzelt Stefanie G.

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"Meine Freunde tragen zum stetigen Wachstum der Sammlung bei und nehmen mir aus Urlauben oft Marien-Souvenirs mit", so die 27-Jährige. Ein originelles Erinnerungsstück mit fast ausschließlich ideellem Wert ist eine zum Geburtstag selbst gebastelte Heiligenfigur eines Bekannten.

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Die kleinste Statue, eine "Schwarze Madonna", etwa zwei Zentimeter groß, wurde der Sammlerin mittels Postkarte aus Montserrat geschickt.

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Auf diesem Wege wächst die Sammlung weiter. Ein Ende der Sammelleidenschaft ist nicht in Sicht.

Text und Fotos: Ursula Schersch

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