No es vino - es agua! Nichts desto trotz is der glu recht beschwingt in Anbetracht des neuen Derbi Rollers Rambla. Mehr von glus Meinung lesen Sie nebenan...

Foto: derStandard/Grabner

Schon beim ersten zaghaften Griff auf die Verzögerungsanlage des Rambla muss ich mich zusammenreißen, damit es nicht zum Hödelmoser’schen Hoden-Lenkstangen-Berührungseffekt kommt, den Reinhard Peter Gruber einst beschreiben musste. Das ist etwas ganz neues. Ein zaghafter Bremsversuch auf einem Roller hat in der Regel mit der geschmeidigen Eleganz und Kraft eines Ertrinkenden zu erfolgen, weil einem sonst die Augen eines gerade Erstickenden aus dem Gesicht treten, da das Hindernis, wegen dem man bremsen will, unaufhörlich größer wird.

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Roller bremsen nicht, sie rollen aus. Deswegen heißen sie ja auch Roller. Nicht so der Rambla von Derbi. Er wird in den USA wohl mit der Warnung: "Achtung! Betätigen der Bremse hat die Verzögerung des Fahrzeugs zur Folge.“ ausgeliefert werden. Dass der Rambla bremst wie ein Motorrad ist aber ein Umstand, an den man sich gerne und schnell gewöhnt. Mit seinen 15-Zoll-Rädern ist er auch nicht kippelig wie ein Roller, sondern richtig fahrbar. Und der Motor mit 250 ccm bringt mit der Leistung von 22,5 PS eine Geschwindigkeit zustande, dass man jederzeit seinen Führerschein verspielen kann.

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Unangenehm ist das Fahr-, Beschleunigungs- und Bremsverhalten nicht. Nur am Anfang ungewohnt. Aber spätestens die dritte Ampel bremst man richtig an. Mit dem Rambla geht sich sogar ein Stoppie aus. Auch ein Burnout ist mit dem Derbi-Roller kein Problem. Richtig spaßig ist es aber, mit blockiertem Hinterrad anzudriften. Macht irre Spaß, sich bei der Ampel quer einzubremsen. Dabei erzeugen die Reifen ein quietschendes Geräusch, wie man es seit der Generaleinführung von ABS bei Autos nicht mehr kennt. Da reißt es die Leut’ auf der Straße, dass in Apotheken entlang der Teststrecke während der Testzeit von vier Tagen der Umsatz an Bachblütentropfen und Baldriantabletten sprunghaft ansteigt.

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Derbi nimmt es mit der Sportlichkeit sehr ernst. Auch bei den Rollern. Der Viertakt-Einzylinder mit einer Kompression von 11:1 macht richtig Spaß und schafft trotzdem locker die EURO III-Abgasnorm. Und das bei extrem niedrigem Verbrauch. Und fesch ist der Rambla auch. Das knuddlige Gesicht – und ich meine hier explizit jenes des Rambla – kommt bei den Damen gut an. Normalerweise hat ja ein Roller, der keine Vespa ist, bei den Damen kein Leiberl. Aber der rassige Spanier kocht Männer wie Frauen ein.

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Sogar im spätherbstlichen Wien kommt spanische Stimmung auf. Der Stephansdom wird vom Rambla aus gesehen hinterm Gerüst zur Sagrada Familia und der italienische Eissalon ums Eck wird eine spanische Bar, der Capuccino ein Café con leche und die Rotenturmstraße wird zu den Ramblas. Und wenn der Stephansplatz die Placa de Catalunya ist, dann muss das Haas-Haus unweigerlich das El Corte Inglés sein. Der Rambla hat mich in seinen Bann gezogen. Um dem wieder zu entrinnen hilft nur eines: harter Wiener Stop-&-Go-Verkehr.

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Mit der schlanken Derbi zirkelt man zwischen den Autos durch, dass es eine Freude ist. Den anderen einspurigen Verkehrsteilnehmern ist man sogar ein wenig überlegen. Nicht nur, dass man flott und wendig ist, man ist stets auch ein wenig südländisch gelaunt. Und ein echter Spanier bremst mit der Derbi auch quer an. Das hat vielleicht auch den Grund, dass bei einem querdriftenden Roller die Anziehungskraft des Lenkers auf die Cochones eher bescheiden ist.

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Und sollte es doch ein paar Probleme im Bremsmanöver geben, dann steckt ein echter Macho ein paar fehlende Zähne locker weg. Lockerer als Schmerzen an einem anderen Körperteil…

(Text: Guido Gluschitsch; Fotos: Wolf-Dieter „Graf Foto“ Grabner)

Guido Gluschitsch ist Chefredakteur von www.motorradnet.at.