Waghalsig: Das Video, das Dana Larsen den Job kostete.

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Der 38-Jährige vertreibt Rauschgift-Samen in Vancouver.

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Eines ist Dana Larsen gelungen. Er hat das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Der 38-Jährige Kanadier ließ sich dabei filmen, wie er sich ein gutes Dutzend Joints zwischen die Lippen steckt und anzündet, flüssiges LSD in seine Kehle rinnen lässt und sich danach im Auto eine weitere Marihuana-Zigarette ansteckt. Grund genug für die New Democratic Party (NDP), Larsens Kandidatur bei den Wahlen am Dienstag zurückzuziehen. "Er ist kein geeigneter Kandidat", ließ Parteichef Jack Layton verlauten.

Dabei handelt es sich bei Larsen um einen Politiker, der aus seiner Begeisterung für Marihuana und Haschisch keinen Hehl macht. Bevor er 2003 zu der sozialdemokratischen NDP wechselte, war der Mann aus Vancouver in der "Marijuana Party of Canada" aktiv und zog in der liberalen Hafenstadt einen Versandhandel mit Cannabis-, Peyote- und Kokasamen auf.

Nur Schall und Rauch

Bei den landesweiten Wahlen 2000 errang Larsen, damals noch für die Marijuana Party, drei Prozent der Stimmen in seinem Wahlkreis, bei den Regionalwahlen im Jahr darauf gingen 3,5 Prozent der Stimmen in British Columbia an ihn.

Die auch 2008 landesweit antretende "Marijuana Party of Canada" wurde vor acht Jahren vom Legalisierungsaktivisten und Punkmusiker Marc-Boris St-Maurice gegründet, etwas mehr als 66.000 Menschen gaben ihr beim ersten Antreten bei den landesweiten Wahlen im Gründungsjahr die Stimme. Nicht genug, um den realpolitischen Ansprüchen des Parteigründers zu genügen. 2005 trat St-Maurice aus der Partei aus und wechselte zur Liberal Party des damaligen kanadischen Premiers Jean Chretien. Der ehemalige Punk wollte die Liberalisierung des Cannabis-Gebrauchs von der Regierungspartei aus Vorschub leisten, der ehemalige Grüne Blair T. Longley übernahm seinen Posten und führt die losen Parteistrukturen bis heute an. Lose auch deshalb, weil die Marijuana Party außer einschlägiger Forderungen wenig Programmatisches zu bieten hat, wie auch ein Blick auf die parteieigene Website beweist.

Darüber hinaus spielte eine Änderung des kanadischen Wahlrechts im Jahr 2004 eine Rolle im Niedergang der Kifferpartei, kleinen Gruppierungen fällt es seither wesentlich schwerer, an die für Wahlkämpfe und den Aufbau eines Parteiapparats nötigen Finanzmittel zu gelangen.

Bei den Bundeswahlen 2006 trat die Marijuana Party nur mehr in 23 Wahlkreisen an und erreichte weniger als 10.000 Stimmen. Ein Großteil der aktiven Mitglieder verließ zwischen 2004 und 2006, so wie Parteigründer St-Maurice, die Partei und schloss sich den Liberalen, der NDP oder den Grünen an, die ebenfalls auf eine Liberalisierung des Cannabis-Gebrauchs abzielen. 

Strategisches Wählen

Dass sie politisch nur eine äußerst beschränkte Rolle spielen, ist den verbliebenen Marihuana-Aktivisten durchaus bewusst. Deshalb rufen sie zu "strategischem Wählen auf": "Despite all choices suck, some alternatives are even worse!". Eine konservative Mehrheit soll, so die Botschaft, auf jeden Fall verhindert werden. Kein Wunder, plant Premier Stephen Harper doch eine Verschärfung der kanadischen Drogengesetzgebung. Dana Larsen, der geschasste Ex-Parteigründer, hat erstmal genügend Zeit, sich seinen übrigen Interessen zu widmen. Zum Beispiel der Schriftstellerei. Sein bekanntestes Oeuvre: "Hairy Pothead and the Marijuana Stone". (flon/ derStandard.at, 13.10.2008)