Wien - Wie Filmkulissen zu den legendären Horrorfilmen der britischen britischen Hammer-Studios nehmen sich die Schaustücke des Wiener Foltermuseums im früheren Luftschutzkeller unter dem Esterhazypark bisweilen aus. Die Macher des "Museums für mittelalterliche Rechtsgeschichte", von dem es eine weitere Filiale in Seeboden gibt, wollen erklärtermaßen unterhalten - und aufklären.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Wie Folter heute vonstatten geht, von der oft geheimen Ausbildung bis zum lukrativen Geschäft mit Folterausrüstung, wird in einem eigenen von amnesty international gestalteten Raum thematisiert.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Ab dem 16. Jahrhundert das häufigste Mittel zur Erzwingung von Geständnissen war die Daumenschraube. Die "Constitutio Criminalis Theresiana" aus dem Jahr 1768 sah sie als erstes Instrument bei Befragungen vor, wobei der Angeklagte zunächst nur "mit der Tortur allein geschreckt" werden sollte. Auch der martialisch wirkende Stachelstuhl, rekonstruiert nach den Fragmenten eines Originals aus dem 17. Jahrhundert, dürfte häufig vor allem als Schaustück zur Drohung verwendet worden sein

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Falschspielen konnte für Musiker im 16. und 17. Jahrhundert fatale Folgen haben: Die Schandflöte (links) zählte zu den "Ehrenstrafen" und wurde um den Nacken getragen, die Fingern wurden in den Kerben festgeschraubt. In dieser Adjustierung mussten die Bestraften am Pranger stehen und Spott über sich ergehen lassen. Die verschiedenen gebräuchlichen Schandmasken (rechts) spiegelten das Vergehen ihrer Träger wider. So gab es etwa Masken in Form von "Hausdrachen" für klatschsüchtige Frauen.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Bei der Wasserfolter wurde dem Angeklagten der Magen mit Wasser gefüllt - wahrscheinlich ein Landsknechtsbrauch aus dem 17. Jahrhundert, der sich für Wien nicht nachweisen lässt.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Für streitsüchtige Frauen gab es auch so genannte "Schandgeigen" oder "Fischweiberfideln", die ebenfalls am Pranger getragen wurden. Diese Art der Strafe war in Wien bis in die josefinische Zeit üblich und wurde erst 1848 aus dem Strafgesetzbuch gestrichen.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Bäcker, die untergewichtiges Brot verkauften, wurden in Europa mit dem "Bäckerschupfen" bestraft: die käfigförmige Konstruktion wurde am Ende einer Schaukel befestigt. Bis 1773 wurden betrügerische Bäcker laut Foltermuseum auf diese Art in der Rossau in die Donau getaucht oder am Graben und am Neuem Markt in menschlichen Unrat.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Nach der Todesstrafe gehörten Brandmarken, die meistens mit einer Landesverweisung verbunden waren, zu den schwersten Strafen. Sie trafen bis ins 19. Jahrhundert vor allem Diebe und speziell Menschen aus den unteren sozialen Schichten. Zeichen wie Galgen, Wappen oder Buchstaben wurden vom Scharfrichter in der Öffentlichkeit auf Stirn, Rücken oder Backen gebrannt und machten den Gezeichneten nicht nur eidesunfähig, sondern lebenslang als Übeltäter erkennbar.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Schon nach kurzer Zeit zu Krämpfen führte der "Storch", ein Fessel-Instrument, mit dem Kopf, Arme und Beine umschlossen wurden. Eine Ausführung unter dem Namen "Scavenger's Daughter" ist im Tower in London zu sehen.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Der Tiefbunker im Esterhazypark, der heute das Foltermuseum beheimatet, hatte mit seinen 44 Kammern ein Fassungsvermögen für 300 Personen. "Schutzraumbelüfter" (im Bild), die aus Gas- und Staubfiltern bestanden und bei Stromausfall auch mit Handkurbeln bedient werden konnten, sollten Frischluft garantieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente der Bunker vorübergehend als Nothotel.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Prangerstrafen, bei denen die Verurteilten am Pranger stehen mussten,  waren bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitet. In Wien wurde diese Form der Ehrenstrafe 1848 abgeschafft.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Folterbirnen, die sich auf Druck aufspreizen ließen, wurden den Angeklagten in den Mund gesteckt, um so das Schreien während der Folter zu unterbinden. Von den Dominikanern wurde dieses Folterinstrument in den spanischen Inquisitionsprozessen verwendet, später verbreitete es sich in ganz Europa. In Österreich blieb die "Mundbirne" selbst nach der Abschaffung der Folter (1776) noch bis 1896 als Zwangsmittel gegen tobende Gefangene im Gebrauch.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Halseisen wurden zum Fesseln und Vorführen von Gefangenen verwendet.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Vor allem bei den Inquisitionsprozessen der Kirche im Gebrauch war die Ketzergabel, die zu Schlafentzug führte: scharfe Spitzen machten sich schmerzhaft bemerkbar, so bald der Angeklagte den Kopf bewegte.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

In Ursprung in der Inquisition hatten auch so genannte "Schraubstiefel", die bis in das 18. Jahrhundert verwendet wurden. Auch für dieses Folterinstrument hielt die "Constitutio Criminalis Theresiana" Anleitungen für den Bau und die Anwendung bereit.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Ein grausames Beispiel für die viele Jahrhunderte üblichen Gottesurteile war der Rost: Der Angeklagte wurde auf glühend heiße Stäbe einer Eisenkonstruktion gelegt, in der Annahme, dass er im Falle seiner Unschuld keine Verletzungen erleiden würde. Zum Einsatz kamen solche martialischen Konstruktionen laut Foltermuseum vor allem während der Hexenverfolgung zwischen 1450 und 1750.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Ein Mythos unter den Folterinstrumenten ist die "Eiserne Jungfrau". Zwar soll es solche Geräte zur Folterung und Hinrichtung in Wien, Salzburg, Prag, Breslau, Dresden, Berlin und anderen deutschen Städten gegeben haben. Die Berichte über den Einsatz im Mittelalter dürften ihre Entstehung in der Romantik im 19. Jahrhundert haben, in den Protokollen der Inquisitionsgerichte lässt sie sich nicht nachweisen.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Verbrannt wurden Menschen bei Hexen- und Ketzerprozessen. In Wien fanden Verbrennungen auf der Gänseweide, im Bereich der heutigen Weißgerberlände, statt.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Im Bereich der Gottesurteile dürfte laut dem Foltermuseum auch die Folterung mit siedendem Wasser ihren Ursprung haben. Diese Form der Strafe traf vor allem Geldfälscher.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Die Enthauptung durch das Schwert war ab dem 17. Jahrhundert die die bevorzugte Hinrichtungsart und galt als ehrenhafteste Todesstrafe, die vor allem gegen Adelige und sozial höher gestellte Personen ausgesprochen wurde.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Drei Arten, um Delinquenten ins Jenseits zu befördern: Garrotte, Guillotine und Fallbrett. Die Garotte, auch Würgepfahl genannt, war in Spanien bis zur Abschaffung der Todesstrafe 1975 in Gebrauch. Die Guillotine, eng verbunden mit der Geschichte der Französischen Revolution, verdankt ihren Namen dem Arzt Joseph-Ignace Guillotin, der sich für möglichst rasche und schmerzlose Hinrichtungen stark machte. Das ungleich unzuverlässigere Fallbrett kann als Vorläufer der Guillotine gesehen werden.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Die Schule als Ort der Folter, die Rute als Symbol des Lehrerstandes. Seit 1918 sind Schulstrafen in Form körperlicher Züchtigung in Österreich verboten. (glicka, derStandard.at, 20. Oktober 2008)

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Die Geschichte der Folter - Museum für mittelalterliche Rechtsgeschichte
Esterhazypark
1060 Wien

Geöffnet täglich von 10 bis 18 Uhr.

Tel. 01/595 45 93

www.folter.at

Foto: derStandard.at/Gedlicka