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Friedrich von Amerlings "Mädchen mit Strohhut"

Foto: APA-FOTO: DOROTHEUM

Wien - Was bei der "Goldenen Adele" von Gustav Klimt, die im Jahr 2006 an die Erbin Maria Altmann restituiert wurde, nicht funktioniert hat, soll nun in einem anderen - weniger spektakulären Fall - geschehen: Die Direktoren der Bundesmuseen fordern in einer am Freitag veröffentlichten Petition, das aus dem Belvedere an die Erben nach Ernst von Gotthilf restituierte Gemälde "Mädchen mit Strohhut" von Friedrich Amerling bei der Versteigerung durch das Dorotheum am kommenden Mittwoch zurückzukaufen. Der Schätzwert beläuft sich auf 250.000 bis 350.000 Euro. Das Unterrichtsministerium schloss einen Ankauf aber aus: "Jedes Museum verfügt über sein eigenes Ankaufsbudget", so ein Sprecher, "ein Sonderbudget ist nicht geplant, auch aufgrund der Gefahr der Präzedenzfallwirkung".

"Mädchen mit Strohhut" ist laut der Petition "einer der beliebtesten Fixpunkte in der Präsentation der Sammlung des Biedermeiers im Belvedere gewesen." Dorthin soll es nach Meinung der Unterzeichner zurückkehren. Die Direktoren Agnes Husslein-Arco (Belvedere), Edelbert Köb (MUMOK), Wolfgang Kos (Museen der Stadt Wien), Bernd Lötsch (Naturhistorisches Museum), Peter Noever (MAK), Johanna Rachinger (Österreichische Nationalbibliothek), Klaus Albrecht Schröder (Albertina), Wilfried Seipel (Kunsthistorisches Museum) und Gabriele Zuna-Kratky (Technisches Museum) wenden sich in ihrer Petition an die für Museen zuständige Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S), die jedoch kein Sonderbudget zum Ankauf des Werks bereitstellen will.

Hintergrund

Friedrich von Amerlings (1803-1887) Gemälde "Mädchen mit Strohhut" ist eines der berühmtesten Werke des Wiener Malers und eines der herausragenden Kunstwerke der österreichischen Kunstgeschichte. Gemalt im Jahre 1835, stammt es aus jenem Zeitraum, in dem Amerling einer der gefragtesten und bedeutendsten Maler in der Kaiserstadt war. Sowohl in maltechnischer, als auch in gestaltender Hinsicht war der Künstler auf dem Höhepunkt seines Schaffens.

Der ursprüngliche Besitzer Ernst von Gotthilf, Erbauer etwa des Bankvereins-Gebäudes am Schottenring oder des Palais Fanto, emigrierte aufgrund der Verfolgung durch das NS-Regime 1938 nach London. Davor war er gezwungen, seine Kunstsammlung zu veräußern. Erfolglos versuchte er mehrere Werke, darunter das "Mädchen mit Strohhut", an die Neue Galerie kommissionsweise zu verkaufen, über das Auktionshaus Weinmüller gelangte es schließlich doch in die Österreichische Galerie. Als Folge der Ergebnisse der Recherchen der Abteilung für Provenienzforschung des Belvedere sprach der zuständige Beirat des Unterrichtsministeriums am 1. Juni 2007 die Rückgabe-Empfehlung aus.

Unter den Gemälden des 19. Jahrhunderts, die bei der Herbstauktion des Dorotheums am kommenden Mittwoch (15. Oktober) angeboten werden, gehört das "Mädchen mit Strohhut" unter der Los-Nummer 563 als eines der "bedeutendsten Werke der Wiener Biedermeier-Malerei" sicherlich zu den Höhepunkten, gerade wenn man seine lange Abwesenheit vom Kunstmarkt bedenkt. (APA)