Der Physiker Gregor Koblmüller schätzt das gute Forschungsklima in Kalifornien.

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Experimentelle Forschung ist für Gregor Koblmüller gewissermaßen wie Kuchenbacken: "Man wird oft durch neue Resultate und Effekte überrascht, die man dann weiter verfolgt," sagt er gelassen. Die komplizierte Herstellung von epitaktischen Kristallen und Nanostrukturen hat für den gebürtigen Mühlviertler, der am Materials Department der University of California in Santa Barbara (UCSB) mit Gallium-Nitrid-(GaN)-Halbleitern arbeitet, aber auch Abenteuer-Charakter.

Die Anwendungsmöglichkeiten für diese leistungsfähigen und energieeffizienten Materialien reichen von Leuchtdioden und Lasern über Hochleistungs-Transistoren und Hocheffizienz-Solarzellen bis zur foto-elektrolytischen Erzeugung von Wasserstoff sowie der Terahertz-Technologie für die Bereiche Medizin und Security. Gerade der Sonnenstaat Kalifornien ist Trendsetter für solche neuen Technologien, und es freut den Physiker "an vorderster Front mitzuforschen" .

Doch zunächst muss das Ausgangsmaterial nahezu fehlerfrei hergestellt werden. Er arbeitet mit plasmaunterstützter Molekularstrahlepitaxie (kurz MBE), die hochqualitative GaN-Kristalle im Ultrahochvakuum kontrolliert und sauber wachsen lässt. 2007 stellte er so das GaN-Material mit der derzeit höchsten Elektronenbeweglichkeit her, das für den Einsatz in elektronischen Bauelementen sehr attraktiv ist. Neben der Züchtung von Kristallen mit geringer Defektdichte widmet er sich auch Nanostrukturen wie etwa Quantenpunkten für potenziell neue Lichtemitter-Technologien.

Wechsel in die USA

Technische Physik klang im Studienverzeichnis der TU-Wien gut, richtig auf den Geschmack kam er aber erst bei seinem ersten Kalifornien-Aufenthalt im zweiten Studienjahr. Der 34-Jährige absolvierte mehrere Industriepraktika und arbeitete bei Infineon in München. In dem Industriebetrieb lernte er "eine effiziente Arbeitsweise, aber auch solide wissenschaftliche Disziplin" . Die Kollaboration mit der Nitrid-Gruppe an der UCSB während der Dissertation ermöglichte auch den Wechsel in die USA Anfang 2005.

Dort profitiert er von einem uneingeschränkten Zugang zu einer hochwertigen Ausstattung. Es gäbe kaum interfakultäre Barrieren: "Wir ziehen an einem Strang - das ist der ‚Spirit‘!" , beschreibt Koblmüller das Erfolgsrezept. Weitere Vorteile: intensive und interdisziplinäre Forschungsaktivitäten in einem internationalen Team auf einem Campus direkt am Pazifik, renommierte Fachleute wie "GaN-Pionier" Shuji Nakamura sowie die frühe Förderung der Eigenverantwortlichkeit von Studierenden. Ein eigenes Department unterstützt junge Forscher beim Technologietransfer durch Firmengründung.

An der US-Riviera kommt der Sport-Freak voll auf seine Kosten. Santa Barbara habe zudem "einige Weingüter, ein spanisches Flair und beinahe übernatürlich gute Laune" . Mehrmals im Jahr kommt er nach Österreich und besucht seine Familie in Kirchberg ob der Donau. Auf Einladung von Brainpower Austria, einer Initiative des Infrastrukturministeriums, war er zuletzt auch bei den Technologiegesprächen in Alpbach. (Astrid Kuffner/DER STANDARD, Printausgabe, 8.10.2008)