Die Mieterinitiative "Platte gegen den Lärm" will nicht lockerlassen, bis ein Teil der A22, die an der Wohnanlage Donau City vorbeiführt, eingehaust wird: "Das hat man uns schließlich versprochen."

Foto: Christian Fischer

Sie warteten so lange auf mehr Lärmschutz, bis die Anlage plötzlich zu neu dafür war.

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Wien - Auf der einen Seite die Donau, auf der anderen eine weitläufige Grünanlage - vom Stadtzentrum kommend, wirkt die Wohnhausanlage Donau City wie eine gemütliche Vorstadtsiedlung. Wäre da nicht die A22 (Donauuferautobahn), auf der pro Tag gut 120.000 Autos vorbeibrettern. Seit Jahren versuchen die Bewohner der Genossenschaftssiedlung auf der Donauplatte, sich einen Lärmschutz zu erstreiten - bisher mit mäßigem Erfolg.

"Natürlich wussten wir von Anfang an, dass wir direkt über einer Autobahn leben werden und es deshalb ziemlich laut sein wird", sagt Heidi Sequenz, Sprecherin der Mieterinitiative "Platte gegen den Lärm". Allerdings habe man den künftigen Mietern versprochen, dass es irgendwann ruhiger werde. "Beim damaligen Bezirksvorsteher lagen Pläne für eine Einhausung auf, wir haben alle damit gerechnet, dass sie irgendwann kommen wird."

Seit damals ist nicht nur viel Wasser die Donau hinuntergeflossen, das Verkehrsaufkommen auf der sechsspurigen Autobahn ist auch drastisch gestiegen. Das Projekt Einhausung, bei dem die Autobahn zwischen Kaisermühlentunnel und Brigittenauer Brücke überplattet werden sollte, wurde allerdings aus Kostengründen auf Eis gelegt. "Wir haben ja alle jahrelang still vor uns hin gelitten", sagt Sequenz, "und kein Bewohner hat sich wirklich aufgeregt, weil er nicht als Querulant dastehen wollte. Aber je öfter wir miteinander gesprochen haben, um so klarer wurde uns, dass das so nicht mehr geht."

Chancen auf Ruhe gering

Einige briefliche Anfragen an Stadtverwaltung und Bundesministerium später wurde den Donaustädtern allerdings bald klar, dass ihre Chancen auf ein halbwegs ruhiges Leben an der Donauuferautobahn denkbar gering sind. Während die Stadt Wien seit 2005 für Lärmfragen nicht mehr zuständig ist, beruft sich die Asfinag, die seither sämtliche Lärmschutzprojekte plant, auf eine Dienstanweisung aus 2006. Darin wurde festgelegt, dass nur noch solche Wohnobjekte schutzwürdig sind, deren Baubewilligung vor dem 1. Jänner 1996 erfolgt ist. Demnach wäre die Donau City nicht schutzwürdig.

"Die Dienstanweisung soll verhindern, dass sich Leute wissend direkt an der Autobahn ansiedeln und dann einen Lärmschutz fordern", sagt Karl Zeilinger von der Asfinag. Dass dennoch geprüft wird, was in der Donau City technisch in Sachen Lärmreduktion möglich ist, haben die Bewohner laut Zeilinger "Interventionen vonseiten des Bezirks" im Infrastrukturministerium zu verdanken. "Wir sind gerade dabei, alle Möglichkeiten durchzudenken. Das wird noch einige Wochen dauern."

Dass ein Teil der A22 tatsächlich eingehaust wird, kann sich Zeilinger allerdings kaum vorstellen: "Das wäre viel zu teuer. Ein Laufmeter kostet zwischen 30.000 und 50.000 Euro. Und in diesem Fall wären einige 100 Meter nötig." (Martina Stemmer/DER STANDARD-Printausgabe, 7.10.2008)