In der Größe wie sie einst NS-Bildhauer Plettenberg schuf, werden die Reiterstatuen im Jahr 2009 nicht aufgestellt. Zusätzlich müssen "Siegfried" und "Kriemhild" hinter einen Holzverschlag.

Foto: Linz09

Linz - Zwei überdimensionale Reiterstandbilder, Siegfried und Kriemhild, aufgestellt auf der Linzer Nibelungenbrücke zur NS-Zeit, sollten im Jahr der europäischen Kulturhauptstadt 2009 auferstehen. "Um damit die Möglichkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Denkmälern aus jener Zeit zu bieten", beschreibt die Kulturinitiative "qujOchÖ" ihr Projekt für Linz09.

Dass diese kritische Auseinandersetzung schon gleich nach Einreichen der Idee dieser "Gefallenen Helden" begann und deshalb die Intendanz bis heute noch keine Zustimmung gegeben hat, zeigt für die Initiatoren eines: Die Diskrepanz zwischen Wissenschaft und Kunst im Umgang mit der eigenen Geschichte, meint Thomas Philipp von "qujOchÖ" .

Den Mut, den die Stadt bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Linz zeige, fehle ihr in Bezug auf Kunst im öffentlichen Raum. Die Angst vor missverständlichen Schlagzeilen zu den "Gefallenen Helden" dominiert auch die derzeitige Diskussion. Die Statuen, die Bildhauer Bernhard Graf Plettenberg ganz im Sinne der Monumentalkunst der Nationalsozialisten schuf, könnten eher das Bild von Linz als ewiggestrige Stadt nach außen transportieren. Dass die beiden rekonstruierten Reiterstandbilder mit Knochenleim überzogen worden wären und sich deshalb schnell zersetzt hätten, "um damit endgültig ihrem vorbestimmten Schicksal überlassen zu werden" (Philipp), war der Intendanz zu wenig. Die Distanz zu dieser Zeit müsse sichtbarer sein.

Im Bretterverschlag

Die überarbeitete Version sieht nun vor, die Statuen hinter einen Holzverschlag zu verbergen. Öffnungen zwischen den Brettern ermöglichen Einblicke - Einblicke in die Geschichte um die Entstehung der Figuren und in das Leben des NS-Bildhauers Plettenberg.

Doch auch für diese Variante fehlt noch die Zustimmung der Intendanz. Im dritten und letzten Programmbuch für Linz09, das am 14. November präsentiert werden soll, werden die "Gefallenen Helden" jedenfalls nicht erwähnt. Diese Zögerlichkeit interpretiert Philipp als verkrampften Umgang der Stadt, wenn es darum geht, ein kulturelles Signal für die Aufarbeitung der NS-Zeit im öffentlichen Raum und nicht in einem Museum zu setzen. (Kerstin Scheller, DER STANDARD/Printausgabe, 07.10.2008)