Tutu: Der erzwungene Rücktritt von Präsident Thabo Mbeki ein halbes Jahr vor dem Ende seiner Amtszeit  sei "unnötig" und rachsüchtig.

Johannesburg - Der südafrikanische Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu hat der heillos zerstrittenen Regierungspartei ANC ins Gewissen geredet. Die erbitterten Grabenkämpfe müssten überwunden werden, sagte der 76-jährige emeritierte anglikanische Erzbischof von Kapstadt und einstige Anti-Apartheidskämpfer der südafrikanischen Zeitung "Sunday Times" in einem Interview. Andernfalls wolle er die im nächsten April oder Mai geplante Wahl aus Protest boykottieren.

Erbitterte parteiinterne Streitigkeiten

Den vor zwei Wochen erzwungenen Rücktritt von Präsident Thabo Mbeki durch den ANC rund ein halbes Jahr vor dem regulären Ende seiner Amtszeit nannte Tutu "unnötig" und rachsüchtig. Hintergrund der Aktion sind erbitterte parteiinterne Streitigkeiten und der Vorwurf, Mbeki habe bei der Wiederaufnahme eines Korruptionsverfahrens gegen seinen langjährigen Rivalen Jacob Zuma die Justiz zu beeinflussen versucht. Zuma will sich als ANC-Kandidat im nächsten Jahr zum neuen Präsidenten des Landes wählen lassen. Eine mögliche Verurteilung würde diese Ambitionen jedoch zunichte machen.

Machtkampf

Obwohl sowohl der vom Parlament zum Übergangspräsidenten gewählte Kgalema Motlanthe als auch ANC-Chef Zuma zu einem Ende der Streitigkeiten aufgerufen haben, geht der parteiinterne Machtkampf im ANC weiter. Berichten zufolge will eine Gruppe von Mbeki-Anhängern nun eine eigene Partei gründen. Diese könnte dem ANC, der derzeit mehr als zwei Drittel der Sitze im Parlament hat, Wähler abspenstig machen. Tutu sagte der "Sunday Times", er würde eine neue Partei begrüßen, sofern sie eine echte Alternative zum ANC darstelle. (APA/dpa)