Harte Konkurrenz

Beinahe zeitgleich mit dem iPhone 3G hat Samsung im Sommer sein Omnia i900 auf den Markt gebracht, das sich von den Medien natürlich sofort mit dem Apple-Handy messen lassen musste. Hierzulande wird das Gerät um 649 Euro ohne Vertrag (99 Euro bei A1) angeboten, womit es das iPhone und das erst am Donnerstag vorgestellte Nokia "Tube" beim Preis übertrifft.

Neue Features

Der Konkurrenzkampf am Smartphone-Markt wird mit den neuen Protagonisten jedenfalls immer härter. Das weiß auch Samsung und versucht mit individueller Gestaltbarkeit und umfangreicher Ausstattung zu punkten, was dem Hersteller allerdings nicht durchwegs gelungen ist, wie der Test zeigt.

Hoch- und Querformat

Mit Abmessungen von 112 x 56 x 12,5 mm und einem Gewicht von 120 Gramm liegt das Handy mit seinem schwarzen Hochglanzgehäuse gut in der Hand. Das Omnia kann sowohl im Hoch- oder Querformat genutzt werden und wechselt dank Accelerometer reibungslos zwischen den beiden Modi hin- und her, wenn es entsprechend gehalten wird. Einige Programme unterstützen allerdings die Ansicht im Querformat nicht.

Foto: Samsung

Finger, Tasten und Stift

Die Eingabe beim Omnia erfolgt über den 3,2 Zoll großen Touchscreen mit einer Auflösung von 240 x 400 Pixel. Eine ausziehbare Tastatur gibt es nicht, stattdessen nur das virtuelle Keyboard. Einige Tasten hat Samsung dem Omnia auch spendiert. So besitzt das Gerät Tasten zur Rufannahme und zum Auflegen, einen Auslöser für die Kamera und Lautstärkeregler, die sich an der Geräteseite befinden.

Zickiger Touchscreen

Im Gegensatz zum iPhone müssen Eingaben über den Touchscreen mit relativ festem Druck auf den Bildschirm vorgenommen werden, wobei ein Vibrationsfeedback Eingaben bestätigt. Im Test erwies sich dieses Feedback aber eher als störend. Und auch das Scrollen mit dem Finger am Bildschirm könnte nochmals von Samsung überarbeitet werden. Aber selbst die Eingabe mit dem Stift funktioniert nicht immer einwandfrei, so konnten im Test einige Buttons manchmal nicht ausgewählt werden.

Kleine (virtuelle) Tasten

Für Eingaben über die Display-Tastatur kommt man nicht um den im Lieferumfang enthaltenen Stift herum, da die virtuellen Tasten einfach zu nah beieinander liegen, auch für schlanke Finger.

Foto: Birgit Riegler

Virtuelle Maus

Zudem verfügt das Samsung-Handy über eine clevere Lösung, welche den Touchscreen mit einem Mauszeiger kombiniert. Dieser kann über ein Mini-Touchpad, das unter dem Display sitzt, gesteuert werden. Ein Druck auf das Touchpad entspricht einem Mausklick. Die Technik ermöglicht eine einhändige Bedienung und funktioniert einwandfrei. Die Maus kann bei Bedarf aber auch deaktiviert werden, in dem Fall fungiert das kleine Touchpad zur Vier-Wege-Navigation.

Foto: Birgit Riegler

Touchwiz-Oberfläche

Interessant ist die individuell gestaltbare Benutzeroberfläche des Handys - von Samsung "Touchwiz" genannt. Neben dem üblichen Windows-Start-Button, der sich in der Taskleiste dezent an den Bildschirmrand schmiegt, werden verschiedene Anwendungen in einer ausklappbaren Leiste am linken Displayrand angezeigt, die per Drag-and-Drop auf den Handy-Desktop gezogen werden können. Dort können beispielsweise Uhr, Kalender, Musikplayer, Spiele und andere Widgets nach Belieben angeordnet werden.

Foto: Birgit Riegler

Zwei "Desktops"

Besonders praktisch: die Benutzeroberfläche kann für die Ansicht im Hoch- und Querformat getrennt eingerichtet werden. So kann man beispielsweise im Querformat den MP3-Player, Browser-Icon und den breiteren Kalender auf dem Desktop ablegen und im Hochformat etwa nur die Uhr anzeigen lassen.

Foto: Birgit Riegler

Mobiles Surfen

Unterwegs im Web surfen kann man mit dem Omnia i900 über HSDPA oder WLAN. Als Browser sind Internet Explorer und Opera mobile vorinstalliert. Für den Verbindungsaufbau via WLAN waren mehrere Versuche notwendig. Positiv anzumerken ist, dass die Konfiguration zum Einsteig über WLAN sehr einfach und schnell über einen Assistenten vorgenommen werden kann. Als weitere Verbindungsmöglichkeiten stehen Bluetooth und USB zur Verfügung.

Foto: Birgit Riegler

Verbindungsmanager

Über das Widget "Verbindungsmanager" können die Einstellungen vom Desktop aus erreicht werden, ohne in die Tiefen des Betriebssystems vordringen zu müssen. Beim Betriebssystem setzt Samsung auf Windows Mobile 6.1 Professional, das gleichermaßen Funktionen für Unterhaltung und Arbeit bietet.

Aussetzer

Auffällig war im Test, dass das Omnia i900 bei einigen Aufgaben etwas länger benötigt und der Bildschirm manchmal einfriert. Vor allem beim Aufbau umfangreicherer Webseiten muss man sich etwas Gedulden und das Gerät manchmal aus- und einschalten. Im Vergleich mit dem iPhone, scheint das Surfen auf dem Apple-Handy jedenfalls eine Spur komfortabler.

Foto: Birgit Riegler

Musik, Videos und Games

Gut ausgefallen sind die Multimedia-Fähigkeiten des Handys, das einen Musik-Player mit Unterstützung für die Formate MP3, AAC, AAC+, WMA, OGG und AMR und einen UKW-Radio-Empfänger mit RDS-Funktion bietet. Bei den Videos werden DivX, Xvid, MP4, WMV, H.263 und H.264 unterstützt.

Spielereien

Zwar gibt es ein eigenes Games-Widget, doch die einzige Spielevollversion (Bubble Breaker) gehört zum Windows-Mobile-Betriebsystem. Darüber hinaus stehen sieben Spiele als Demo-Versionen zur Verfügung. Bei dem hohen Preis hätte es Samsung nicht schlecht zu Gesicht gestanden, mehrere Vollversionen zu installieren.

Foto: Birgit Riegler

GPS

Wie bei fast allen neu vorgestellten Smartphones ist auch das Samsung-Handy mit einem integrierten GPS-Empfänger ausgestattet. Allerdings gibt es keine werksseitig vorinstallierte Anwendung, mit der man etwa eine Positionsbestimmung durchführen kann. Ob eine Navigationsfunktion vorhanden ist, kommt auf den Provider an. Im Fall des Testgeräts, das mit A1-Konfiguration geliefert wurde, fehlte diese jedenfalls.

Foto: Samsung

Gute Kamera

Positiv schnitt im Test die integrierte 5-Megapixel-Kamera ab, die mit Autofokus und Blitzlicht aufwarten kann. Man kann aus mehreren Motivprogrammen wählen, beispielsweise für Aufnahmen in Räumen, bei Sonnenuntergängen oder bewegten Motiven. Dank der hohen Auflösung können auch Details von Aufnahmen in guter Qualität vergrößert werden.

Foto: Birgit Riegler

Business-Features

Darüber hinaus bietet das Omnia ganz in bester Smartphone-Manier Microsofts Office-Suite, Push-E-Mail-Funktion, einen Zeitmanager und einen Visitenkartenleser. Fotos werden dank des integrierten GPS-Empfängers mit Geo-Tags ausgestattet.

Foto: Birgit Riegler

Speicher

Dank 8 oder 16 GB Speicherkapazität bietet das Gerät genügend Platz für Musik und Co. Wer mehr benötigt, kann den Speicher über einen microSDHC-Kartenslot erweitern, der allerdings neben dem Akku platziert wurde. Das macht das schnelle Wechseln von Speicherkarten etwas unpraktisch, da die Batterie dazu herausgenommen werden muss.

Fazit

Das Samsung Omnia i900 ist wohl eines der leistungsfähigsten und umfangreichsten Windows-Mobile-Handys derzeit am Markt. Es kann mit einer individuell gestaltbaren Benutzeroberfläche, ausgewogenen Business- und Unterhaltungsfunktionen und einer guten Kamera punkten. Der Touchscreen ist aber noch verbesserungswürdig. (Birgit Riegler/ derStandard.at, 5. Oktober 2008)

Foto: Birgit Riegler