Vassilakou findet es "nicht schade", nicht an der Regierung beteiligt zu sein.

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Standard: Ist Eva Glawischnig als Parteichefin nun die herbeigesehnte Erneuerung?

Vassilakou: Es fällt nicht leicht, die Ära Van der Bellen zu beenden. Aber der Generationenwechsel war überfällig. Eva Glawischnig repräsentiert die jüngere Generation, und ich habe Vertrauen in sie, dass sie vor allem neue Gesichter und Frauen fördern wird. Sie wird die Partei neu aufstellen und mit neuen Schwerpunkten positionieren.

Standard: Braucht die neue Chefin der Grünen künftig mehr Kompetenzen?

Vassilakou: Die Chefin der Grünen braucht vor allem breite Unterstützung, und die hat Eva Glawischnig. Ansonsten bin ich stolz darauf, dass die Grünen die einzige Partei sind, in der breite Mehrheiten gesucht und gefunden werden, und in der nicht der Chef mit wenigen Vertrauten hinter verschlossenen Türen alles ausmachen kann.

Standard: Dass es dadurch zu halböffentlichen Streitigkeiten kommt, stört sie nicht?

Vassilakou: Zu viele Köche verderben den Brei, andererseits will ich auch keinen Einheitsbrei. Wir sind imstande, gemeinsam ein Ziel zu verfolgen, ohne dabei Maulkörbe zu erteilen. Das finde ich gut und gesund.

Standard: Was erwarten Sie sich als Landespolitikerin, die bald einen Wahlkampf schlagen muss, von der neuen Bundesspitze?

Vassilakou: Eine Runderneuerung. Die Sozialpolitik kommt bei uns zu kurz. Wir müssen klar vermitteln, dass wir die Lobby derjenigen sind, die von weniger als 1500 Euro im Monat leben müssen. Wir werden diese Gruppe sicher nicht den Parteien des rechten Randes überlassen. Die Grünen müssen für ökologischen Aufbruch stehen, für die Sicherung des Sozialstaates, für Frauenrechte und eine weltoffene Gesellschaft.

Standard: Es sieht ganz so aus, als würden sich die Grünen auch an der nächsten Regierung nicht beteiligen. Sind Sie enttäuscht?

Vassilakou: Ich finde das nicht schade. Es macht Sinn, dass es nicht nur eine rechte Opposition gibt, sondern auch eine starke Opposition von links. Diese Rolle werden wir gerne erfüllen. Dass diese linke Opposition noch dazu von einer Frau angeführt wird, ist ein hervorragendes Signal. (Andrea Heigl/DER STANDARD Printausgabe, 4./5. Oktober 2008)