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Auch wenn Österreichs Geldinstitute bisher stabil wirken - eine komplette Einlagensicherung und die Vorgangsweise im Notfall werden derzeit intensiv diskutiert. Maßnahmen gibt es noch keine.

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Inmitten der Finanzkrise verbringen heimische Banker die Zeit mit dem Verschreiben von Beruhigungspillen und dem Abschreiben von Assets. Und mit intensiven Beratungen über die weitere Vorgangsweise in der Finanzkrise. In den Mittelpunkt des Geschehens ist der irische Plan einer vollständigen Einlagensicherung gerückt.

Das könnte auch das Vertrauen in Österreich erhöhen, berichteten Eingeweihte am Dienstag. Voll eingebunden in die Beratungen ist Finanzminister Wilhelm Molterer (ÖVP), der am Montag ebenfalls einer Informationsrunde beiwohnte wie Kreditsektion-Obmann und RZB-Chef Walter Rothensteiner. Molterer berichtete über Pläne der französischen EU-Präsidentschaft, der neben einem Auffangfonds für wackelnde Großbanken (Artikel Seite 2) eine komplette Absicherung der Spareinlagen vorschwebt.

Die vertrauensbildende Maßnahme hätte einen weiteren Vorteil, wie Insider berichten: Sie würde wahrscheinlich nichts kosten, weil ohnehin niemand an einen Banken-Kollaps in Österreich glaubt. Über Details gibt es noch keinerlei Angaben, etwa darüber, ob nur Euro-Einlagen oder auch Fremdwährungsguthaben geschützt werden sollen. Insgesamt haben Österreicher (ohne Banken) derzeit rund 250 Milliarden Euro auf der hohen Kante liegen.

Fraglich ist allerdings, ob die volle Einlagensicherung im Fall der Fälle etwas helfen würde. Sollte wirklich eine Pleitewelle einsetzen, gilt die in Österreich mit 20.000 Euro limitierte Einlagensicherung als nicht tragfähig. Auch wenn nach den Sektoren wie Raiffeisen oder Sparkassen alle Banken und letztlich die Republik für die Sparguthaben gerade stehen.

Worst-Case-Szenarien


Allein die gewaltigen Summen, die von den Banken bewegt werden, zeigen die Schwierigkeiten: Der österreichische Geldsektor ist mit Passiva von über 900 Mrd. Euro mehr als dreimal so groß wie das österreichische Bruttoinlandsprodukt (unten stehende Grafik). Schon bei der Beinahe-Pleite der Bawag wäre Einlagensicherung überlastet geworden, berichten Experten. Hier verhinderte die Haftung der Republik, dass Systemstörungen eintreten.

Trotz der Betonung des geringen Bedrohungsszenarios ist der Worst Case doch auch in Österreich ein Thema. In der Notenbank, die als Dreh- und Angelpunkt der Gespräche fungiert, wird vor allem auf die Risiken eines Zusammenbruchs einer europäischen Großbank hingewiesen, die mit österreichischen Instituten in intensivem Geschäftskontakt steht.

Zwei für die Banken unangenehme Entwicklungen laufen derzeit parallel: Das Geld der Banken fließt niedrig verzinst an die Notenbanken und in Staatsanleihen, während die Beschaffung von Liquidität teuer ist. Bei den Vermögenswerten gibt es wiederum ständigen Abwertungsbedarf, der an der Eigenkapitaldecke zehrt. Zwar seien die österreichischen Banken alle über den gesetzlichen Erfordernissen, aber "der Puffer kann schnell weg sein", beschreibt ein Banker das Problem.

Die Frage, wie man diese Portefeuilles aus Bonds bei wackelnden Partnern in den Bilanzen bewertet, beschäftigt derzeit alle. Es geht dabei für die heimischen Banken um Milliardenbeträge. (Andreas Schnauder , DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.10.2008)