Das Rote Kreuz hat eigene Qualitätskriterien erarbeitet, dazu gehört die Hilfsfrist: Nach maximal 15 Minuten sind Rettungskräfte vor Ort - das koste Geld und werde nicht vollständig refundiert.

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Eisenstadt/Wien - Wenn man das sonst so zurückhaltende Verhalten des burgenländischen Gesundheitslandesrates in Rechnung stellt, dann darf man schon sagen: Peter Rezar ist fuchsteufelswild. "Wir waren ungehalten." Die jahrelangen finanziellen Turbulenzen im pannonischen Roten Kreuz haben sich in den vergangenen Wochen so hochgeschaukelt, dass die Gewerkschaft Vida am Montag von der Möglichkeit sprach, die auf Vereinsbasis arbeitende Rettungsorganisation in die Insolvenz zu schicken. Landeschef Ernst Gruber: "Aus arbeitnehmerischer und wirtschaftlicher Sicht ist auch ein Zwangsausgleich kein Schreckgespenst."

Erst vorige Woche haben die Landesregierung und die Gemeinden einen Sanierungszuschuss von 1,65 Millionen Euro beschlossen, auch das Rote Kreuz Österreich will 650.000 zuschießen.

Peter Rezar drängt freilich auf strukturelle Sanierung. Die hatte die im Vorjahr installierte neue Geschäftsführung mit dem Versprechen angekündigt, "dass künftig eine schwarze Null dastehen wird". Der Gesundheitslandesrat hegt den Verdacht, dass der Rettungsbeitrag von Land und Gemeinden, rund drei Millionen Euro im Jahr, auch in andere Bereiche fließe - wie Essen auf Rädern oder mobile Hauskrankenpflege, wo es zahlreiche andere Anbieter gibt.

"Kerngeschäft"

Dem Vorschlag der Gewerkschaft, das "Kerngeschäft" des Roten Kreuzes, den Rettungs- und Krankentransport, in eine GmbH auszugliedern, kann er durchaus etwas abgewinnen: "So kann man effektives Controlling installieren. Außerdem möchte ich auch Klarheit über die Verwendung der Spendengelder. Wenigstens 50 Prozent der Spenden sollten in die Rettung gehen."

Der Vorschlag der Gewerkschaft war die Reaktion auf die Kündigung von 18 - von etwa 200 - hauptamtlichen Mitarbeitern, 13 davon aus dem Sanitätsdienst.

Damit, meint Gewerkschafter Ernst Gruber, würden pro Tag etwa 65 Fahrten entfallen, "und da wäre die Versorgung im Burgenland nicht mehr gewährleistet".

Burgenlands Rotkreuz-Geschäftsführer Bernhard Jany, der am Mittwoch von Termin zu Termin eilte, erklärte, nun müssten endlich "Nägel mit Köpfen" gemacht werden. Er plädierte an die Belegschaftsvertreter, sich hinter das im August vorgelegte Sanierungskonzept zu stellen. "Wenn nur ein Teil der Belegschaft dahintersteht, wird man Schwierigkeiten haben, es umzusetzen."

Dieses Paket sieht die "Freisetzung" von 25 Mitarbeitern vor. Die Sanitäter, so hieß es damals, würden davon aber am wenigsten betroffen sein.

Das Konzept umfasste auch einen Kassasturz, der deutlich machte, wie hoch an der Zeit die Sanierung war: Im Lauf der vergangenen zehn Jahre ist ein Bilanzverlust von 6,4 Millionen Euro erwirtschaftet worden, Der aktuelle Schuldenstand wurde mit 3,6 Millionen beziffert.

Laut Rotkreuz-Generalsekretär Wolfgang Kopetzky ist "die Bezahlung eines qualitativ hochwertigen Rettungssystems nicht sichergestellt". Das Rote Kreuz hat gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen Qualitätskriterien erarbeitet. Dazu gehört die Hilfsfrist: "Es ist im Sinne der Patienten, dass auch Menschen in abgelegenen Gebieten nach maximal 15 Minuten Hilfe bekommen." Die dazu notwendige Bereitschaft von Rettungskräften werde nicht in vollem Umfang refundiert.

Die finanziellen Regelungen werden in jedem Bundesland separat ausverhandelt. Dafür müssen sich Vertreter von Kassen, Land, Gemeinden und Rotem Kreuz einigen. "In einzelnen Bundesländern funktioniert das übrigens sehr gut", meint Kopetzky. (jus, wei, DER STANDARD Printausgabe, 02.10.2008)