Supancic

Foto: Rusch

Wien - Seine Fähigkeit, Sänger zu persiflieren, ist ziemlich überzeugend. Eigentlich zu überzeugend: Als Mike Supancic im monströsen Shoppingcenter von St. Michael als Xavier Naidoo auftrat, hatte das, wie er erzählt, gröbere Auswirkungen. Denn er dankte säuselnd dem Herrn für die Gaben im (Einkaufs-)Wagen - und alle erstarrten vor Ehrfurcht. Einer versuchte gar, sich zu kreuzigen, (was ihm aber nur bis zur Hälfte geglückt ist).

Supancic, das Schwergewicht der Szene, steht nun als Jesus Mike Superstar, wie sein jüngstes Programm denn auch heißt, mit wallendem offenem Haar auf der Bühne des Kabarett Niedermair - und predigt. Sein "muslimischer Heuriger" (Schuhe ausziehen, kein Wein) hat entscheidende Vorteile, wie er mit einem Potpourri umgedichteter Heurigenlieder beweist:"Trink ma noch an schwarzn Tee, hamma morgn ka Schädlweh."

Zeit zum Verschnaufen nimmt sich Supancic, wie gewohnt, keine. Egal, ob er Hans Moser imitiert, wenn dieser Lieder von Wolfgang Ambros singt, oder Reinhard Mey ("Ich bin Schläfer von Beruf" ): Er ist - auf hohem Niveau - zum Brüllen komisch. Begonnen hat er mit einer Kritik am Konsumismus. Der Rückzug in die Idylle von St. Michael stellte sich aber als schwerer Fehler heraus, denn dort baute man ein Shoppingcenter, das, wenn es nach dem brutal steirisch bellenden Bürgermeister geht, auch Russen anlocken soll.

Der aktuelle Themenreigen ergibt sich so nebenbei. Ein Polit-Kasperl ist auf Stimmenfang ("Stri- Stra-Strache, der alles besser macht" ), ein deutscher Manager erklärt bei der Lidl-Eröffnung, wie stolz er auf die Sozialleistungen in dieser Musterfiliale ist (Krankenstand wird gegen Zeitausgleich zugestanden). Westenthaler kauft sich gemeinsam mit Waterloo, um Geld zu sparen, einen Fünferblock fürs Sonnenstudio, und Benzinräuber gestehen bei den "anonymen Petrolikern" geknickt ihre Schandtaten ein.

EURO-geschädigt lässt Supancic sein ebenso tempo- wie trefferreiches Spiel nach dem ersten Applaus von Herbert Prohaska analysieren. "Alles in allem muss man sagen: Dem Kabarett muss man nehmen, wie er kommt."

Er kam perfekt. (Thomas Trenkler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.10.2008)