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Foto: APA/AP/Chitose Suzuki

Bei der Konferenz in Wien führte Still- und Laktationsberaterin Silvia Honigmann die Wichtigkeit des Stillens ins Feld: Sie sprach sich für eine "Stillförderung" aus.

Wie lange frau denn nun stillen sollte, darüber gehen die Meinungen auseinander. Von bis zu fünf Jahren war die Rede.

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Wien - Dass das Stillen eine wichtige Rolle beim Aufbau einer starken Bindung zwischen Mutter und Kind spielt, waren sich die ExpertInnen bei einer Konferenz zum Thema in Wien einig: Denn in diesen Momenten der Zweisamkeit hätten Frauen Aufmerksamkeit, die Persönlichkeit des Babys und Wege zur gemeinsamen Kommunikation zu entdecken. Ebenso wichtig seien die Momente nach der Geburt, da dort die Grundlagen für die Gefühlsentwicklung eines Kindes gelegt werden, erklärte der Gynäkologe Michael Abou-Dakn am Mittwoch bei der Auftakt-Pressekonferenz des Kongresses "A World Wide View on Breastfeeding" in Wien.

Wie frau's macht...

Weder das ausreichend lange Stillen noch eine babyfreundliche Geburtshilfe und anschließende Betreuung sind laut den OrganisatorInnen die weltweite Norm. "Mütter haben einen gesellschaftlichen Druck", stellte die Still- und Laktationsberaterin Marta Guoth-Gumberger fest. "Ist das Baby weniger als sechs Monate alt, wird man schief angeschaut, wenn man nicht stillt. Ist das Baby älter als sechs Monate, wird die Mutter schief angeschaut, wenn sie noch stillt." Empfohlen werde aber laut Abou-Dakn, den Nachwuchs zusätzlich zur Beikost mindestens bis zum zweiten Lebensjahr zu stillen. Wie lange der Nachwuchs darüber hinaus mit Muttermilch gefüttert wird, sei eine Entscheidung der Mutter. Für Richard Bowlby, Sohn des "Bindungstheorie"-Begründers John Bowlby, sind sogar fünf Jahre "normal".

Halbes Jahr ist Usus

Kulturelle sowie sozialpolitische Rahmenbedingungen beeinflussen in Europa sowohl den Stellenwert des Stillens, wie auch die Häufigkeit und Dauer. "In den nordischen Ländern werden mehr als 95 Prozent der Babys in den ersten sechs Lebensmonaten gestillt, danach sind es immer noch mehr als 70 Prozent", sagte die Still- und Laktationsberaterin Silvia Honigmann. In Österreich gilt zwar derselbe Wert für das "ausschließliche" Stillen, danach liege der Wert aber nur mehr bei knapp über 50 Prozent.

Um Wertigkeit und Dauer zu erhöhen plädierte sie für eine sogenannte "Stillförderung": "Frauen müssten aufgeklärt werden, wie wichtig doch das Stillen sei. Es müssten aber zum Beispiel auch sozialpolitische Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit das Baby ausreichend lange mit Muttermilch gefüttert werden kann."

Babyunfreundliche Spitäler

Eine weitere Möglichkeit, eine starke Mutter-Kind-Bindung aufzubauen, sind die Momente nach der Geburt, durch langen Haut-zu-Haut-Kontakt sowie die "Nichttrennung" der beiden. In vielen Krankenhäusern sei es aber üblich, dass die Babys über Nacht "abegegeben" werden. "Sehr schlecht", befand Abou-Dakn. "Die Bindung ist wichtig, denn sie trägt dazu bei, schwere Schicksale von Kindervernachlässigung zu verhindern." Deswegen setzt er sich für babyfreundliche Krankenhäuser sein, da diese zur einer von der WHO nachgewiesenen Verringerung von Fällen führen, in den denen das Kindeswohl gefährdet ist. (APA)