"Jene zu ehren und zu
unterstützen, die praktische und beispielhafte Antworten auf die
dringendsten Herausforderungen unserer Zeit verwirklichen": Einer der oft als "Alternative Nobelpreise" gehandelten Awards geht heuer an Monika Hauser von medica mondiale.

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Die Right Livelihood Award Stiftung hat bisher 128 PreisträgerInnen aus 56 Ländern ausgezeichnet. Der Preis wird von privaten SpenderInnen am Leben erhalten.

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Stockholm - Die Kölner Ärztin Monika Hauser erhält einen der Alternativen Nobelpreise 2008. Wie die Right Livelihood-Stiftung in Stockholm am Mittwoch mitteilte, wird die Gynäkologin und Gründerin der Hilfsorganisation medica mondiale "für ihren unermüdlichen Einsatz für Frauen, die in Krisenregionen schrecklichste sexualisierte Gewalt erfahren haben, und für ihren Kampf, ihnen gesellschaftliche Anerkennung und Entschädigung zu verschaffen", geehrt.

Seit 15 Jahren organisiert Hauser Hilfe für vergewaltigte Frauen in Kriegs- und Krisengebieten. Zuerst in Bosnien, danach mit der von ihr gegründeten Organisation auch in Ländern wie Afghanistan, dem Kongo, Liberia und Israel.

Sensibilisierte SoldatInnen

Nach der Auszeichnung mit dem Alternativen Nobelpreis erwartet sie von der deutschen Regierung, "dass man uns zuhört". Im AP-Gespräch forderte sie am Mittwoch erneut, dass BundeswehrsoldatInnen vor einem Auslandseinsatz geschult und für das Problem sexueller Gewalt gegen Frauen sensibilisiert würden. "Man kann sich nicht verschließen vor der Realität, dass unsere Jungs vor Ort in Bordelle gehen, in denen auch Minderjährige arbeiten", sagte sie. Sie erwarte, dass das Militär hier präventiv vorgehe, erklärte sie. Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte sie auf, das Thema sexualisierte Kriegsgewalt gegen Frauen in der Außen- und Sicherheitspolitik zu verankern. Deutschland könne hier federführend vorangehen, sagte Hauser.

Preisgeld nach Bosnien und Kongo

Die umgerechnet gut 50.000 Euro, die sie als Preisträgerin erhält, sollen zwei Projekten zugutekommen, "einem alten und einem neuen": Mit einem Teil will Hauser das Frauentherapiezentrum Medica Zenica unterstützen, das sie 1993 gründete und das inzwischen selbstständig arbeitet. Das Zentrum kämpfe derzeit ums Überleben, weil es nicht mehr genug Spenden erhalte, sagte die Ärztin. Die andere Hälfte bekommen Projekte in Ostkongo. Dort arbeitet Medica Mondiale mit der lokalen Frauenorganisation PAIS zusammen, Mit dem Preisgeld soll unter anderem die Schulung von Mitarbeiterinnen finanziert werden, die vergewaltigte Frauen versorgen, sowie eine psychologische Betreuung.

Frauen in Friedensprozesse einbinden

Der mit insgesamt zwei Millionen Kronen (204.200 Euro) dotierte Preis geht auch an die somalische Frauenrechtlerin Asha Hagi, "weil sie, trotz großen Risikos für sich selbst, die Mitwirkung von Frauen im Friedensprozess ihres vom Krieg zerrissenen Landes organisiert und anführt".

Hagi, die bereits 2005 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurde, gründete 1992 die erste Organisation, die Clan- Grenzen in Somalia überwand. Dabei spielte auch ihre persönliche Lebenserfahrung in dem schon vor dem Bürgerkrieg von blutigen Streitigkeiten verfeindeter Clans zerrissenen Land eine Rolle: Der Clan ihrer eigenen Familie lehnte sie ab, weil sie einen Mann eines verfeindeten Clans geheiratet hatte. Der Clan ihres Mannes wiederum verdächtigte sie, eine feindliche Spionin zu sein.

Unabhängiger Polit-Journalismus

Auch die US-Journalistin Amy Goodman, Gründerin und Moderatorin der täglichen Nachrichtensendung "Democracy Now!" wird geehrt "für die Entwicklung eines innovativen Modells wahrhaft unabhängigen politischen Journalismus, der zu Millionen Menschen jene alternativen Stimmen bringt, die von den Mainstream-Medien so häufig ausgegrenzt werden".

Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit

Schließlich erhält auch das indische Ehepaar Krishnammal und Sankaralingam Jagannathan für ihre Organisation LAFTI (Land for the Tillers' Freedom) einen Preis "für ihre lebenslange Arbeit für die Verwirklichung der gandhischen Vision von sozialer Gerechtigkeit und nachhaltiger menschlicher Entwicklung, wofür sie als 'Indiens Seele' bezeichnet wurden".

Hintergrund

Die Preise werden am 7. Dezember im schwedischen Parlament verliehen. Begründet wurde der "Right Livelihood Award" 1980 von dem schwedisch-deutschen Philanthropen Jakob von Uexküll mit dem Erlös aus dem Verkauf einer bedeutenden Briefmarkensammlung. Der Preis soll Personen und Initiativen ehren, die bei der Vergabe der Nobelpreise nicht beachtet werden.(APA/dpa/red)