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Wachovia (lateinisch für "Wachau" ), die viertgrößte US-Bankenkette, wird von der Citigroup aufgefangen. Unter den neuen Investoren wird auch der staatliche  Foto: AP

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Mit einer Notübernahme retten die Citigroup und der staatliche Einlagen-sicherungsfonds FDIC die Bankenkette Wachovia. Das viertgrößte Geldhaus Amerikas ist aufgrund fauler Immobilienkredite ins Wanken geraten.

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New York - Mit der Bank Wachovia ist ein weiterer Dominostein in der Finanzkrise umgefallen. Das viertgrößte amerikanische Geldinstitut wird von der US-Bank Citigroup aufgefangen. Die Citigroup übernimmt das operative Geschäft der schwer angeschlagenen US-Regionalbankenkette, den Großteil von Wachovias Vermögenswerten und Verpflichtungen sowie die Verluste von bis zu 42 Milliarden Dollar (29 Mrd. Euro). Das teilte der US-Einlagensicherungsfonds (Federal Deposit Insurance Corporation, FDIC) am Montag mit. Jene Wachovia-Verluste, die nicht von der Citigroup gedeckt sind, übernimmt die FDIC selbst.

Wie bei den anderen Banken auch, haben faule Immobilienkredite die Wachovia ins Wanken gebracht. Zuvor hatte die New York Times auf ihrer Webseite berichtet, dass neben der Citigroup auch Wells Fargo & Co an einer Notübernahme Interesse gezeigt hätte. Auch die Regierung sei unter Führung der Notenbank und des Finanzministeriums an den Gesprächen beteiligt gewesen, hieß es aus involvierten Kreisen.

Wachovia hatte 2006 - am Höhepunkt des Immobilienbooms - für 25 Mrd. Dollar (17,1 Mrd. Euro) die Hypothekenbank Golden West Financial Corp. gekauft. Damit übernahm sie auch ein 122 Mrd. Dollar schweres Portfolio inzwischen wertlos gewordener Kredite.

Anders als bei der Investmentbank Bear Sterns will die US-Regierung im Fall Wachovias keine Garantien übernehmen und ist auch gegen eine vorübergehende Verstaatlichung, solange sich die Lage des Instituts nicht noch schneller verschlechtert.

Aktie stürzt ins Bodenlose

Wachovia hat im zweiten Quartal einen Rekordverlust von 9,1 Milliarden Dollar verzeichnet. Am Montag sind die Wachovia-Papiere zum Handelsstart um rund 90 Prozent auf 0,93 US-Dollar eingebrochen. Bereits am Freitag stürzten die Papiere rasant nach unten und notierten zum Handelsschluss an der New Yorker Börse 27 Prozent tiefer bei zehn Dollar je Aktie.

Das Bankhaus Wachovia wurde 1879 in Winston, im US-Bundesstaat North Carolina, gegründet. Wachovia ist die lateinische Bezeichnung für "Wachau".

Der Grund dafür, warum eine amerikanische Bank nach einem Landstrich in Niederösterreich benannt ist, ist folgender: In North Carolina siedelten Mitte 19. Jahrhundert Anhänger der in Mähren wurzelnden "Herrnhuter Brüdergemeinde" (auch "Unitas Fratrum" oder "Moravian Church" genannt), einer protestantischen Glaubensgemeinschaft. Zu Ehren ihres Gründers, Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, dessen Familie aus Niederösterreich stammt, sowie wegen landschaftlicher Ähnlichkeiten, wurde das Gebiet um die heutige Stadt Winston-Salem von den Siedlern Wachovia getauft.

Fixiert wurde am Montag außerdem: Die japanische Bank Mitsubishi UFJ (MUFG) steigt mit 15 Mrd. Dollar bei der einstigen US-Investmentbank Morgan Stanley ein. Wie das US-Geldhaus mitteilte, erwerben die Japaner 9,9 Prozent der Stammaktien für 25,25 Dollar je Aktie. Zudem kauft MUFG für sechs Mrd. Dollar Vorzugsaktien. Insgesamt übernimmt MUFG damit 21 Prozent an Morgan Stanley. Mitsubishi hatte wie berichtet Anfang der Vorwoche bereits angekündigt, sich im Rahmen einer strategischen Allianz mit zehn bis 20 Prozent der Stammaktien an Morgan Stanley beteiligen zu wollen. (Reuters, szem, bpf, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.9.2008)