Die SPÖ verliert ihr drittes Nationalratsmandat Die Stimmung in den Machtzentren des Eisenstädter Landhauses - also den Räumlichkeiten von ÖVP und SPÖ - war, sagte einer, "ziemlich ausgelassen, keiner weiß, wo sie ist". der Standard begab sich also auf die Suche. Und er fand die Stimmung im gegenüberliegenden Café "Landhausstüberl", wo Wolfgang Rauter, der das BZÖ unterstützende Ex-FP-Chef des Burgenlandes, den Wahlnachmittag in immer entspannterer Atmosphäre verbrachte. Und schon frühzeitig glaubte, dass die Ex-FPÖ - also Strache und Haider gemeinsam - stärkste Partei werden könnte.

Fast schon Sause

Der kurze Marsch vom Stüberl zum gleichnamigen Haus hinauf verfestigte die einschlägigen Hochrechnungen so weit, dass im FPÖ-Klub fast schon so etwas war wie eine Sause. Parteichef Johann Tschürtz und seine Getreuen wurden laufend durch die einzelnen Ortsergebnisse befeuert. Was er freilich dennoch kategorisch ausschloss: ein Zusammengehen mit dem BZÖ. "Ich kenne den Jörgl. Der kriegt dann wieder einen Rappel." Ein Parteifreund ergänzte: "Der macht drei Schritte vorwärts und vier zurück."

Oben im Landhaus, wo die Stimmung sozusagen ganz ausgelassen, also gar nicht mehr da war, gab es trotziges Verfolgen. Ein erwartetes Desaster. VP-Chef Franz Steindl wollte "absolut nichts beschönigen", nur schon auch festgehalten haben, dass die burgenländische ÖVP "entgegen dem Bundestrend" weniger verloren, "einen Dreier vorm Ergebnis" habe. Aber: "Es war desaströs."

Sein Regierungskollege, SP-Landeshauptmann Hans Niessl, wollte für sich dieser Analyse keineswegs folgen. Die SPÖ sei nicht nur bundesweit weiterhin stärkste Partei, die SPÖ Burgenland habe, so wie 2006, "das beste Länderteam aller Parteien" und "Werner Faymann ist nun eindeutig erster Kanzlerkandidat". Damit seien - für den pannonischen Bereich jedenfalls - alle Wahlziele erreicht. Auf die Frage, ob man das alles als "praktisch gewonnen" qualifizieren könne, meinte Niessl, geläufig ins Ballesterische wechselnd: "Ich lasse mir einen Sieg nicht zu einer Niederlage herunterreden."

Da war eines der markanteste Ergebnisse des Burgenlands aber noch nicht fix: Das dritte pannonische Nationalratsmandat der Roten wandert zur FPÖ.

Der Wanderung zuschauen müssen - wieder einmal - die Grünen, die im Burgenland ungefähr im Bundestrend lagen. Grete Krojer, die langjährige Landeschefin, ist entsetzt "über den Rechtsruck" und meint, man müsse sich nun für die Zukunft "was überlegen".

Das tut auch Verteidigungsminister Norbert Darabos. "Der Erfolg von Strache und Haider hat gezeigt, dass wir das Ausländerthema nicht wegschieben dürfen. So nach dem Motto 'Deckel drauf' - das wird nicht mehr gehen." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.9.2008)