Birmingham - Wenige Tage nach dem Parteitag der regierenden Labour-Partei sind am Sonntag in Birmingham die britischen Konservativen zu ihrem jährlichen Treffen zusammengekommen. Angesichts guter Umfragewerte können sich die Tories erstmals seit mehr als zehn Jahren wieder Hoffnung auf eine Regierungsübernahme machen.

Parteichef David Cameron warnte jedoch in einem Interview mit dem Rundfunksender BBC vor zu viel Selbstzufriedenheit und sagte eine für Sonntag geplante Feier anlässlich der jüngsten Siege der Konservativen bei Kommunalwahlen ab.

Nix is fix

"Noch steht nichts fest", sagte der 41-Jährige mit Blick auf die für 2010 erwartete Parlamentswahl. Tatsächlich war der Vorsprung der Tories vor der Labour-Partei in am Sonntag veröffentlichten Umfragen von zeitweise 23 auf neun Prozentpunkte gesunken.

Brown gewann Sympathien zurück

Premierminister Gordon Brown hatte mit einer kämpferischen Rede auf dem Labour-Parteitag am vergangenen Wochenende Sympathien zurückgewonnen. Der frühere Finanzminister hatte sich angesichts der weltweit angeschlagenen Finanzmärkte als erfahrener Krisenmanager präsentiert und seinen konservativen Konkurrenten als zu unerfahren kritisiert.

Cameron greift Labour scharf an

Der Parteitag begann mit harschen Angriffen auf die Labour-Regierung von Gordon Brown und neuen wirtschaftspolitischen Vorstößen. Die Regierung habe bei der Regulierung des Finanzsektors versagt und wertvolle Zeit für eine Reform verstreichen lassen, sagte Tory-Chef David Cameron am Rande des Parteitags am Sonntag der BBC. Der Oppositionsführer bekräftigte, im Falle eines Wahlsiegs im Jahr 2010 ein Referendum über den Lissabon-Vertrag abzuhalten, falls das EU-Reformwerk bis dahin noch nicht von allen Mitgliedstaaten ratifiziert worden sein sollte. Cameron räumte ein, Steuererhöhungen nach einem Einzug in Downing Street Nummer 10 nicht ausschließen zu können.

"Wenn wir die Wahl gewinnen, stehen wir vor äußerst großen Herausforderungen. Aber wenn wir die öffentlichen Ausgaben über einen längeren Zeitraum niedrig halten, sollten wir den Menschen etwas von ihrem hart verdienten Geld zurückgeben können", sagte Cameron. Die Schuld an der wirtschaftlichen Misere gab Cameron der Labour-Regierung. Sie habe bei der Kontrolle des Finanzmarkts versagt.

Im Kampf gegen die Wirtschaftskrise bot Cameron der Regierung seine Zusammenarbeit an. "Ich werde aber keine Blankoschecks ausstellen", sagte er. Cameron forderte, die Bank von England mit mehr Kontrollrechten auszustatten. So könne verhindert werden, dass Banken zu viele Schulden aufnehmen. Zudem brachte er eine unabhängige Regulierungsbehörde ins Gespräch, die alle öffentlichen Ausgaben und Kredite unter die Lupe nehmen könnte. Mit Blick auf den nächsten Wahlkampf sprach sich Cameron für ein TV-Duell mit Brown aus. Seine Rede vor den Parteitagsdelegierten wird Cameron zum Abschluss der viertägigen Veranstaltung am Mittwoch halten. (APA/AFP)