Belgrad - Der serbische Nachrichtendienst BIA sei Radovan Karadzic schon mehrere Monate vor seiner Festnahme am 21. Juli in Belgrad auf die Spur gekommen, berichtete der Belgrader Rundfunksender B-92 am Samstag. Der Zugriff auf den unter einem Decknamen in Belgrad lebenden einstigen Präsidenten der bosnischen Serbenrepublik sei allerdings erst nach einer Rochade an der BIA-Spitze erfolgt.

Als Spekulationen wies der frühere BIA-Chef Rade Bulatovic den Bericht zurück. Der langjährige enge Mitarbeiter von Ex-Premier Vojislav Kostunica war gemäß den Dienstregeln verpflichtet, den Regierungschef über jeden Fortschritt bei der Fahndung nach den Angeklagten des UNO-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag zu informieren. Kostunica hatte kürzlich im Gespräch mit der Tageszeitung "Politika" erklärt, über keine Informationen zu Karadzic verfügt zu haben.

Auch der für die Zusammenarbeit Serbiens mit dem Haager Gericht zuständige Arbeitsminister Rasim Ljajic sagte zu B-92, die Festnahme Karadzic' sei nicht hinausgezögert worden. "Radovan Karadzic wurde festgenommen, als das Sicherheitsrisiko am geringsten war. Natürlich war er zuvor eine Zeit lang observiert worden", erklärte Ljajic. Wie lange diese Observierung gedauert hatte, sagte er nicht. Die serbischen Behörden hatten im Juli nur vier Tage nach Übernahme der BIA-Leitung durch Sasa Vukadinovic zugegriffen. Karadzic muss sich vor dem UNO-Tribunal wegen Genozids und anderer Kriegsverbrechen im Bosnien-Krieg (1992-1995) verantworten. (APA)