Mobile Surf-Stationen

In Zeiten der vielbeklagten und von Politikern zum Wahlkampf-Thema verwursteten Teuerung scheinen es günstige Mini-Notebooks und Rechner besonders einfach am Markt zu haben. Statt Notebooks und Desktop-Computer mit viel Speicher, hoher Rechenleistung und mehr Features vollzupacken, schalten die Hersteller bei Netbooks und Nettops einen Gang hinunter. Handlich und leicht sollen sie sein, gerade so viel Leistung bieten wie für Websurfen oder Textverarbeitung nötig ist und mit Preisen, die teilweise ein Zehntel denen von Highend-Rechnern entsprechen, Kunden mit schmäleren Geldbeuteln oder dem Wunsch nach einem Zweitgerät ansprechen.

Foto: Mobilkom Austria

Wenig Unterschiede

Am Netbook-Markt mischen mittlerweile alle namhaften Hersteller mit. Asus, Acer, Dell, HP, Lenovo, Toshiba, Samsung und zahlreiche weitere Konzerne haben ihre eigenen Mini-Notebooks auf den Markt gebracht. Was bei Politikern wünschenswert ist, stellt die Hersteller vor ein Marketing-Problem: Gemeinsamkeiten gibt es mehr als Unterschiede. Viele Geräte sind in weißer oder schwarzer Klavierlack-Optik erhältlich, bunte Varianten wie etwa beim Dell Inspiron Mini 9 gibt es ebenfalls.

Als Prozessor kommt überwiegend Intels Atom zum Einsatz. Ab November will auch AMD mit einen Netbook- und Nettop-CPUs mitmischen. Die Display-Größen schwanken zwischen 7 und 10 Zoll, beim Betriebssystem setzt man auf Linux oder Windows XP. Die meisten XP-Geräte werden aber mit dem Hinweis angepriesen, dass auch Vista darauf installiert werden kann.

Foto: Dell

SSD oder HD

Signifikanter werden die Unterschiede beim Speicher. Während einige Geräte mit moderneren Solid State Disks mit weniger Speicher - gängig sind zwischen 4 und 20 GB - ausgestattet sind, sind in anderen Geräten Festplatten mit Kapazitäten zwischen etwa 80 und 160 GB verbaut. Toshibas neu angekündigtes NB100 (im Bild) soll beispielsweise bis zu 120 GB Festplattenspeicher bieten, der Asus Eee PC 1000H verfügt über stattliche 160 GB. Beim Arbeitsspeicher kommen in den meisten Geräten 512 MB oder 1 GB zum Einsatz - was der Leistung ihrer größeren Geschwister entspricht.

Foto: Toshiba

Mobilfunker mischen mit

Die Preise der Netbooks sind mit etwa 300 bis 600 Euro auf dem Niveau von Handys angesiedelt, was die Geräte, die vor allem für mobiles Surfen konzipiert sind, für eine weitere Gruppe besonders interessant macht: die Mobilfunker. Mit Subvention im Bundle mit einem Datentarif lassen sich die kleinen Rechner noch günstiger verkaufen, wie es T-Mobile im Sommer mit dem Eee PC und die Mobilkom Austria nun mit dem Q10air (im Bild) gemacht haben. Während der magentafarbene Konzern noch 199 Euro verlangt, versucht der größte Mobilfunk-Anbieter Österreichs den Wettbewerb mit einem 0-Euro-Angebot anzuheizen.

Foto: Mobilkom Austria

Billig-Fieber auf dem Schreibtisch

Nachdem die Netbooks hierzulande in einer ersten Preistalfahrt bereits bei einem Gratis-Angebot angekommen sind, soll der Mini-Notebook-Boom nach und nach auch auf den Desktop übergreifen. Das Pendant dazu heißt Nettop. Erste Geräte von Asus, Dell, Shuttle (im Bild die Nettop-Plattform X27) und MSI haben bereits einen Platz in den Regalen der Elektronikmärkte gefunden. Bis weitere Hersteller nachziehen dürfte es nur eine Frage der Zeit sein.

Foto: Shuttle

Hübsch, günstig, grün

"Schick und günstig" lautet auch das Erfolgsrezept bei den Nettops. Optische ragt etwa Dells Studio Hybrid heraus, den Kunden in sechs Farben und einer Bambus-Variante passend zur Wohnungseinrichtung ab 449 Euro auswählen können. Neben außergewöhnlichem Design und niedrigem Preis sollen die kleinen Rechner aber auch in Punkto Umweltfreundlichkeit eine gute Figur machen. Der Studio Hybrid benötigt laut Hersteller 70 Prozent weniger Energie, was die Geldbörse zusätzlich schonen soll - ganz im Sinn von "Haushaltszecken" und Green IT.

Billig-Trend auch abseits von Nettops

Ebenfalls günstig, wenn auch nicht gar so fesch bzw. bunt, sind Dells neue Studio Desktop und Slim Desktop Serien, die bereits ab 399 Euro angeboten werden. Anders als "richtigen" Nettops sind diese günstigen Rechner aber mit leistungsstärkeren Komponenten wie einem Intel Core 2 Duo Prozessor und 3 GB Arbeitsspeicher ausgestattet.

Foto: Dell

Akzeptable Leistung

Asus will mit der Eee Box B202 sogar bis zu 90 Prozent Strom sparen, wie der Konzern mitteilt. Der Rechner, der optisch an Nintendos Wii erinnert, wiegt mit 1,3 Kilogramm sogar weniger als viele Notebooks. Der Nettop vom Eee-PC-Erfinder soll im Oktober ab 259 Euro in den österreichischen Handel kommen. Trotz des niedrigen Preises mangelt es dem Computer nicht an der Ausstattung: immerhin 160 GB Festplatten- und bis zu 2 GB Arbeitsspeicher hat die Eee Box zu bieten.

Foto: Asus

Es geht immer noch kleiner

Dass es aber immer noch kleiner geht, beweist der fit-PC Slim, der kaum größer als eine Zigarettenschachtel ist. Dennoch ist auf dem PC Platz für Windows oder Linux, WLAN, eine Festplatte oder Solid State Disk, den Prozessor AMD Geode LX800 mit 500 Megahertz, 512 MB Arbeitsspeicher und drei USB-Schnittstellen. Mit etwa 270 Euro für die Linux-Version ist der Winzling allerdings etwas teurer als die Eee Box.

Wie massentauglich das Design des israelischen Herstellers CompuLab ist, bleibt allerdings abzuwarten. Denn die Konkurrenz kann zweifellos ansprechendere Gehäuse aufwarten. (Birgit Riegler, derStandard.at 26.9.2008)

Foto: CompuLab