Mailand - Der verzweifelte Rettungsversuch für die marode italienische Fluggesellschaft Alitalia ist am Donnerstag einen Schritt weitergekommen. Die mächtige Gewerkschaftsgruppe CGIL hat einen von der Compagnia Aerea Italiana (CAI) unterbreiteten Kompromissvorschlag unterzeichnet. In der Vorwoche sind Verhandlungen noch am Widerstand der CGIl und der autonomen Pilotengewerkschaften gescheitert.

Angeblich haben auch die autonomen Gewerkschaftsvertreter der Piloten die Absicht, den Vertrag mit CAI zu unterschreiben. Inzwischen hat auch die Flugbehörde Enac ihre bis zu heute, Freitag, beschränkte Konzession zum Fliegen um weitere drei Tage verlängert.

CAI hatte den Belegschaftsvertretern weitere Zugeständnisse gemacht. So werden die bisher unbefristeten Arbeitsverträge der Flugbegleiter und Piloten künftig in befristete Verträge gewandelt. Auch wurden dem Personal mehr Freizeit und großzügigere Bedingungen beim Krankenurlaub zugesichert. Die CGIL war die einzige der vier föderalen Gewerkschaften, die sich bisher weigerte, die Bedingungen der CAI inklusive rund 3000 Entlassungen zu akzeptieren.

Air France-KLM will 20 Prozent

Das Investorenbündnis CAI, an dem 18 italienische Unternehmer beteiligt sind, wird für die gesunden Teile der Alitalia, für die Flugsparte, 300 bis 400 Mio. Euro bezahlen. Insgesamt hat CAI rund 1,5 Mrd. Euro zur Verfügung, um die Alitalia Flotte zu erneuern und die Umstrukturierung vorzunehmen. Der Breakeven der neuen Alitalia ist im Jahr 2010 geplant. Vorgesehen ist, dass die neue Alitalia eine weitgehend regionale Fluggesellschaft wird, die international nur noch schwach vertreten ist.

Laut Industrieminister Claudio Scajola haben sich bereits mehrere ausländische Airlines für eine Beteiligung bei der neuen Alitalia interessiert. "Die Entscheidung über den ausländischen Partner liegt bei der CAI" meinte auch Zwangsverwalter Augusto Fantozzi am Donnerstag. Sicher ist, dass Air France-KLM ein Angebot präsentiert hat, das eine Beteiligung von zehn bis 20 Prozent an der CAI vorsieht. Auch die Lufthansa wird immer wieder als potentieller Partner genannt. Bisher war aus Frankfurt nur zu hören, dass die Airline "grundsätzlich am italienischen Markt interessiert sei." Dem Vernehmen nach hat Lufthansa den Antrag für frei werdende Slots auf der Strecke Mailand-Rom gestellt.

Tatsache ist, dass durch die künftige Fusion des Lufthansa Partners, der nationalen Fluggesellschaft Air One mit Alitalia, der deutschen Fluggesellschaft wichtige Verbindungen verlorengehen. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand , DER STANDARD, Printausgabe, 26.9.2008)