Pierre Cardin, Silberkette mit Holzperlen. Experten erwarten 1900 bis 3160 Euro.

Foto: Christie’s

Wien - Modeschmuck - diesem Begriff haftet, nicht immer berechtigt, ein abwertender Beigeschmack an. Was also trennt die Spreu vom Weizen? Neben dem Kaufpreis gehören die Produktionsmenge, das Material, die Ausführung und vor allem das Design zu den wesentlichen Unterscheidungsmerkmalen. Während die Silberkreationen des Dänen Georg Jensens schon immer als echter Schmuck galten, zählten Pressglasobjekte von René Lalique in ihrer Entstehungszeit zu den "unedlen" . Heute haben Lalique-Stücke einen Marktwert, der echten Juwelen nur wenig nachsteht. Ähnlich war und ist die Situation bei Schmuck der Wiener Werkstätte, dem das Wien Museum ab 13. November eine Ausstellung widmet (Glanzstücke, Emilie Flöge und der Schmuck der Wiener Werkstätte). Viele ihrer Modelle, wie etwa auch der Emailschmuck, wurden in hohen Auflagen ausgeführt, andere nur ein- oder zweimal, wofür Sammler heute Höchstpreise bewilligen.

Im angelsächsischen Sprachraum ist eine etwas treffendere Bezeichnung für dieses Segment der Schmuckkunst gebräuchlich: Costume Jewelry. In der kunsthistorischen Chronologie zählten dazu etwa auch die im 19. Jahrhundert beliebten Bijouterie-Kreationen aus bunten Glasperlen oder der sogenannte Trauerschmuck aus dem seit der Bronzezeit für Schmuck verarbeiteten Gagat bzw. Jet.

Juwelen der HipHop-Szene

Zu einer ersten Hochblüte gelangte Modeschmuck im frühen 20. Jahrhundert. Einer der bekanntesten Beispiele deutscher Produzenten ist der Pforzheimer Theodor Fahrner. Bereits bei der Pariser Weltausstellung 1900 sorgten seine auch von Künstlern wie Joseph Maria Olbrich entworfenen Modejuwelen für Furore. Im Dorotheum wird am 29. September im Rahmen der Jugendstilauktion eine Sammlung von 125 Positionen mit teils moderaten Rufpreisen von 200 Euro versteigert. Neben dem Jugendstil zuordenbaren Beispielen sind es vor allem die ab den 30er-Jahren hergestellten Kreationen, die damals auch zum gehobenen Sortiment von Harrods (London) oder Macy's (New York) gehörten. Die aus vergoldetem Silber in Filigrantechnik hergestellten Kleiderclips und Broschen (ab 150 Euro) dürften vor allem Retro-Herzen höher schlagen lassen.

International ist das Segment "Costume Jewelry" meist im Angebot der Modeauktionen in London zu finden. Die Marken Gucci, Chanel, Lavin oder Lacroix zählen zu den Bestsellern und bleiben für das Fashion-Victim mit ein bisschen Glück sogar erstaunlich günstig. Demgemäß sollte man sich den 30. Oktober notieren, wenn Christie's in London unter dem Titel Resurrection Sale Avantgarde-Design der 1960er- bis 80er-Jahre verteilt.

Auf die nächste Generation zielt eine Spezialauktion bei Phillips de Pury ab. Ursprünglich für den 1. Oktober angesetzt, wurde sie aufgrund der enormen Resonanz auf den 5. März 2009 verschoben.

Im Mittelpunkt stehen erstmals "Juwelen" der HipHop-Szene, etwa von Stars wie Biz Markie, Missy Elliot, 50 Cent oder Mary J. Blige. Für deren Bling-Bling, wie glitzernder und auffälliger Schmuck in der Szene gern bezeichnet wird, muss man allerdings tiefer in die Geldbörse langen: Notorious B.I.G.s mit Diamanten besetzte Rolex ist mit 20.000 Dollar veranschlagt und Biz Markies Platin-Diamant-Anhänger in Form einer Kassette mit 95.000 Dollar. (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.9.2008)