Während George Bush heuer seine letzte Rede als US-Präsident vor der UNO-Vollversammlung gehalten hat, stehen für Irans Regierungschef Mahmud Ahmadi-Nejad die Chancen nicht schlecht, dass er auch im nächsten Jahr wieder das Forum für seine Tiraden missbrauchen können wird. Obwohl er jetzt beinahe schon von allen Seiten des politischen Spektrums im Iran kritisiert wird - aus einem rechten Eck kurioserweise dafür, dass er seinen israelfreundlichen Vizepräsidenten nicht feuert -, raffen sich bisher weder die Liberalen noch die Traditionalisten auf, eine überzeugende Strategie für die Präsidentschaftswahlen im Juni 2009 vorzubereiten.

Es ist ein geringer Trost, dass im Iran, anders als in den mit den USA verbündeten arabischen Ländern, ein Präsident nach zwei Amtszeiten gehen muss. In vier Jahren kann man viel anrichten, wie die Entwicklung seit 2005 zeigt.

Dabei wäre es gerade jetzt so wichtig, die verschüttgegangenen Gesprächskanäle wieder zu öffnen. Dass Chancen zum Dialog nicht genützt wurden, ist nicht nur Teheran anzulasten, immerhin wurde der Iran noch zu Präsident Mohammed Khatamis Zeiten, vor der Wende nach rechts, auf die US-"Achse des Bösen" gesetzt. Fünf Exaußenminister, Demokraten und Republikaner (Henry Kissinger, Gerald Ford, James Baker, Warren Christopher, Madeleine Albright, Colin Powell), haben nun Gespräche mit Teheran eingefordert. Dies erscheint umso vernünftiger in einer Zeit, in der durch die Trübung des westlich-russischen Verhältnisses die gemeinsame Haltung im Atomstreit abbröckelt. Aber das Reden mit dem Iran fiele eben wesentlich leichter, wenn ein anderer Präsident dort wäre.  (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 25.9.2008)