Sofia - Die Einwohner der bulgarischen Städte Burgas und Vraza sowie der der Hauptstadt Sofia fürchten einen kalten Winter ohne Zentralheizung und warmes Wasser. Korruption und schlechte Verwaltung haben dazu geführt, dass sich die Fernwärmegesellschaften beim Anbieter Bulgargaz in Höhe von über 30 Millionen Euro verschuldet haben. Selbst von der Pleite bedroht, stellte der Monopolist nun die Versorgung ein.

Burgas beheizt Krankenhäuser, Kindergärten und Schulen bereits mit Strom, ein Ausweg aus der Krise ist das jedoch nicht: Die Elektronetze seien nicht so belastbar, um die Gasversorgung für die ganze Bevölkerung komplett zu ersetzen, sind Experten überzeugt. Der Staat solle deshalb die verschuldeten Fernwärmegesellschaften administrieren und sie auf eine Privatisierung vorbereiten.

Mängel im Energiegesetz und im Gesetz für Wohnungseigentum führen dazu, dass nur 55 Prozent der Rechnungen der Fernwärmegesellschaften beglichen werden. Um die Bürger zum Zahlen zu zwingen, verlangte der Geschäftsführer von der Betreibergesellschaft Toplofikazija Sofia, Petko Milevski, sogar nach Hilfe der Nationalen Sicherheitsagentur.

Petar Ganev vom Institut für Marktwirtschaft sagt zum Standard, dass Preise in den Gesellschaften nach einem intransparenten Modell gebildet worden seien, weil neben dem Regulator auch Politiker das Sagen hätten. Bulgarische Medien hatten enthüllt, dass drei Millionen Euro in die Taschen des führenden Personals bei Toplofikazija Sofia gewandert seien. Erst dieser Tage lief die Verhandlung im Sofioter Gericht gegen den ehemaligen Geschäftsführer Valentin Dimitrow, der auch in Österreich Konten hatte.

Zur Gasversorgungskrise kam die Nachricht über die Konsolidierung des Sektors. Mit einer "Bulgarischen Energieholding" übernimmt Bulgargaz die vier größten Energiegesellschaften - die Nationale Elektrogesellschaft NEK, das Atomkraftwerk Kosloduj, sowie das Warmwasserkraftwerk Mariza Iztok 2 und die Bergbaugesellschaft Mariza Iztok. Die Aktiva belaufen sich auf über 4,2 Milliarden Euro, der Jahresumsatz auf 1,8 Milliarden Euro.
"Der Energiesektor wird somit zur schwarzen Box", sagt Ganev. Auch das OMV-Projekt Nabucco ist davon indirekt betroffen. (Diljana Lambreva, Sofia, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.9.2008)